Beratungsstelle in Mettmann Empathie wirkt gegen Alltagsrassismus

Mettmann · Seit einem Jahr betreut die Beratungsstelle kreisweit und ist jetzt beim Festival „ME against racism“ dabei.

Semra Yildiz-Can, Isabel Dannenhauer, Danijela Markota und Steffen Letmathe beraten gegen Alltagsrassismus.

Foto: Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus

Die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion und Kultur oder schon allein aufgrund ihres fremdländischen Namens wird oft nicht als Rassismus erkannt. Das beginnt bei der harmlosen Frage: „Woher kommen Sie?“ Meist wird die Frage aus Interesse gestellt, wird jedoch von Menschen, die bereits in der dritten oder vierten Generation in Deutschland leben, als klare Ausgrenzung empfunden.

„Man muss das längerfristig sehen“, sagt Semra Yildiz-Can von der Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus im Kreis Mettmann. „Diese Menschen werden das nicht einmal gefragt, sondern ständig.“ Natürlich heißt das nicht, dass jegliche Fragen nach der Familienhistorie automatisch rassistisch oder ausgrenzend sind. „Es kommt immer darauf an, in welchem Kontext und wie gefragt wird“, sagt Yildiz-Can. Empathie ist nötig. Und die versuchen die Mitarbeiter der Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus zu erzeugen.

Wie fühlt sich beispielsweise die türkische Mutter, deren Kind von einer Kita abgelehnt wird mit der Begründung, es gäbe Schweinefleisch zu essen? Wie fühlt sich der Jugendliche, der bereits in der dritten Generation in Deutschland geboren ist, wenn er ständig hören muss, dass er aber gut Deutsch spricht? Seit mehr als einem Jahr existiert die Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus für den Kreis Mettmann. Allein im ersten Jahr wandten sich 44 Ratsuchende an die Beratungsstelle. „Die ersten Fälle hatten wir in der Schule“, erzählt Semra Yildiz-Can. Kinder beleidigten andere Kinder wegen ihrer dunklen Hautfarbe. In solchen Fällen versucht die Beratungsstelle mit Sensibilisierungsworkshops für mehr Feingefühl zu sorgen. Präventionsworkshops werden individuell auf die Situation der Betroffenen und ihres Umfeldes angepasst – ob es nun um eine Schule, eine Pflegeeinrichtung oder die Belegschaft einer Firma geht.

Die vier Mitarbeiter der Beratungsstelle setzen sich aus Mitarbeitern der vier Wohlfahrtsverbände zusammen. „Ein großer Bereich ist der Wohnungsmarkt“, sagt Semra Yildiz-Can. „Menschen mit fremdländischem Namen erhalten auf Anfragen überhaupt keine Antwort.“ Hier kann die Beratungsstelle „Testings“ durchführen. „Wir lassen den Betroffenen anrufen und wenn er eine Absage erhält, rufen wir unter einem deutschen Namen an.“ Stellt sich eine klare Diskriminierung heraus, spricht die Beratungsstelle das an. „Wir konfrontieren die Menschen und sagen klar, dass das, was sie gemacht haben, nicht in Ordnung ist.“

„Wir erfahren so viel Dankbarkeit“, sagt Yildiz-Can. Allein, dass die Betroffenen ernst genommen werden, dass ihnen zugehört wird, empfinden sie als Erleichterung. Der Bedarf ist so groß, dass bereits die Zusage kam, dass die Arbeit auch nach dem eigentlich angedachten „Projektende“ Ende 2022 weitergehen kann.