Kunst in Mettmann Ein Blitzlicht auf die junge Kunst
Mettmann · Wie reflektieren junge Künstlerinnen und Künstler die Gegenwart. Das Kunsthaus Mettmann erlaubt mit der neuen Ausstellung „Etwas dazwischen“ einen Einblick.
Bereits der Titel der neuen Ausstellung im Kunsthaus an der Mühlenstraße lässt gedankliche Spielräume zu: „Etwas dazwischen“. Dahinter verbergen sich Werke von Studenten und Absolventen der HBK, Hochschule für Bildende Künste, und dem ZfW, Zentrum für Weiterbildung, in Essen, die am Samstag, 14. Oktober, eröffnet wird. Was dürfen Ausstellungsbesucher erwarten?
Chiara-Loren Berndt ist Studentin im fünften Semester an der HBK und in Mettmann nur mit einem Bild vertreten. „Through the Night“ zeigt ein gewagtes Hinauslehnen aus dem Fenster, das lange, volle Haar ist im Gegensatz zur Leichtigkeit des Körpers so schwer, dass es sie nach unten zieht.
Ihre Kollegin Christina Oberhäuser zeigt ein anrührendes Bild – unter dem Titel „Frieden“. Es besteht eigentlich aus verschiedenen, farbigen, geometrischen Figuren, die ein Häuschen von der Natur umgeben darstellen und das schlichte Seelenruhe ausstrahlt.
Die beiden großen Glaskörper von Katharina Bodenmüller liegen nebeneinander in einem schwarzen Kasten. Sie sind von einem Glasbläser in eine Form, die die Künstlerin gefertigt hat, geblasen worden und zeigen zwei Torsi, aneinander geschmiegt und lassen doch Raum, gemäß dem Ausstellungsmotto „Etwas dazwischen!“
Aus ihrer Werkreihe „Leere Körper“ zeigt Anne Finke – man möchte meinen – die Figur eines Tänzers, einer Tänzerin. Sie fand die Stoffbahnen, mit denen Spargelfelder abgedeckt werden, so geformt und hat sie als Stoffdruck verwendet.
Von den Bildern, die Maria Pantagoutsou ausstellt, lässt eines nach Luft ringen: „Spießig“ zeigt ein Lamm am Spieß, die Beine aneinander gebunden. Auf den Betrachter wirkt es verstörend. Unterhält man sich mit der griechischen Künstlerin, klären sich die orthodoxen Riten zur Osterzeit auf: Das Lamm als Symbol für den Opfertod Jesu ist in vielen Religionen verankert. Ihre Technik besticht durch feine Zeichnung mit dem Pinsel und mit Ölkreide. Ihr zweites, großformatiges Bild ist mit „Blue trauma dream“ beschrieben und zeigt einen elegant geschwungenen Körper im tiefen Blau des Meeres. Eine Flucht in die ruhige Welt unter Wasser?
Die Rolle der Frau und ihre Wertschätzung, kurz: das Thema „Feminismus“, treibt Tatia Kupatadze um. Bei ihrer Darstellung ohne Titel verstecken sich auf zwei kleinen Stofflappen die weiblichen Geschlechtsmerkmale. Gegen das Verstecken-Müssen will sie wohl angehen und Stellung beziehen.
Tino Brandt zeigt eine Objektinstallation aus seiner Reihe Minigolf 5. Ihm fehlt das Sarkastisch-Witzige in der heutigen Kunst. So kann man denn auch seine beiden Minigolfbahnen verstehen, die aus Holz, Lack und Kunstrasen gefertigt sind und an einer Säule lehnen,
Der weibliche Akt von Kira Selicke ist mit „leisure“ – Freizeit – betitelt. Darauf deutet die Fernbedienung hin, die der liegende Körper in der Hand hält. Ein wenig aufreizend, erinnert es entfernt an ein Gemälde von Matisse.
Das Ultramarinblau bei den beiden Objekten von Ronja Helsberg fällt sofort ins Auge. Das Fundstück, ein „Isolator“ und eine Gussform Nr. 4 sind wahrlich Farbtupfer in den Nischen des schmucken Fachwerkhauses.
Thilo Groll hat sich wohl noch einmal mit Corona auseinander gesetzt. Sein Bild „Maskenpflicht“ zeigt eine Figur, die ganz unterschiedliche Masken mitführt. Die alemannische Fastnacht und der Karneval in Venedig mögen hier Pate gestanden haben. Ob die Figur, durch Masken unkenntlich gemacht, deshalb bei Rot die Straße überqueren kann – wer weiß?
Nicht alle Künstler dieser Ausstellung konnten hier erwähnt werden. Doch ein Besuch im Kunsthaus lohnt allemal und die Gäste können sich ein Bild machen, wie vielfältig die junge Kunst heute ist.
Die Ausstellung wird am Samstag, 14. Oktober, um 17 Uhr eröffnet. Einlass ist im Kunsthaus Mettmann ab 16 Uhr. Die Öffnungszeiten sind: freitags, 17 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr.