Interview mit Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes „Wir verfolgen in jedem Einzelfall zurück“

Interview · Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Rudolf Lange, appelliert an alle Bürger, den Kampf gegen das Corona-Virus nach Kräften zu unterstützen.

„Derzeit sind unsere Teams noch in den rund 150 Alten- und Pflegeeinrichtungen des Kreises Mettmann unterwegs“, sagt Rudolf Lange.

Foto: teph/Köhlen, Stephan (teph)

Was bedeutet der hohe Inzidenzwert für die Arbeit des Gesundheitsamtes in Mettmann?

Rudolf Lange: Wir verfolgen in jedem Einzelfall zurück, wie die Corona-Infektion entstehen konnte. Dazu werden das berufliche, familiäre und sonstige Umfeld von positiv Getesteten beleuchtet. Bei einer Vielzahl von Meldungen wie zurzeit bedeutet das: viel Arbeit. Im Kreisgesundheitsamt, unterstützt durch zahlreiche Kollegen aus der Kreisverwaltung, durch Freiwillige, Studenten, Bundeswehrsoldaten – arbeiten rund 200 bis 240 Menschen an der Nachverfolgung und den zugehörigen Verwaltungsvorgängen.

Was kann jeder Einzelne tun, um den Wert zu senken?

Lange: Seit einem Dreivierteljahr ist klar: Abstand halten, auf Hygiene achten, Mund-Nase-Schutz tragen. Zurzeit kommt hinzu, dass wir alle die Zahl unserer Kontakte soweit mindern müssen, wie es geht. Das ist jetzt absolut notwendig.

Wie sicher können wir sein, dass die sehr rasch entwickelten Impfstoffe wirken und keine Nebenwirkungen haben?

Lange: Die Wirkung der Impfstoffe ist durch viele Studien bewiesen. Die Nebenwirkungen wurden gleichfalls untersucht. Dass dies jetzt so schnell geschah, hat damit zu tun, dass die notwendigen Studien nicht nacheinander, sondern gleichzeitig durchgeführt wurden. Deshalb habe ich keine Bedenken.

Muss ich Angst vor der Impfung oder vor Langzeitschäden haben?

Lange: Nein. Eben weil alle notwendigen Studien zur Zulassung der Impfstoffe vorgelegen haben. Und auch ihre Anwendung kritisch, wissenschaftlich begleitet wird.

Ist die Impfung der einzige Weg, die Corona-Pandemie zu überwinden?

Lange: Nach augenblicklichem Kenntnisstand ja. Durch die Impfung regen wir ja unser eigenes Immunsystem an, sich mit dem Virus auseinanderzusetzen. Das ist bei allen Virusinfektionen die beste Möglichkeit, gegen diese Art von Erregern vorzugehen.

Wann werden die ersten Menschen im Impfzentrum des Kreises Mettmann geimpft werden – es ist ja theoretisch bereits in­­Betrieb?

Lange: Derzeit sind unsere Teams noch in den rund 150 Alten- und Pflegeeinrichtungen des Kreises Mettmann unterwegs. Im Impfzentrum in Erkrath werden wir Anfang Februar unsere Arbeit aufnehmen.

Wie lange dauert es, bis ein geimpfter Mensch gegen das Coronavirus geschützt ist? Muss derjenige weiterhin einen Mund-Nase-Schutz tragen?

Lange: Das gehört zu einem Bereich, zu dem wir noch weitere Daten bekommen werden. Momentan kann ich sagen, dass es eine Zeit dauert, bis die individuelle Immunität aufgebaut ist. Und auch danach, wenn jemand geimpft ist, gibt es den Fall, dass sich unsere Mund-Rachen-Schleimhäute mit Corona-Viren auseinandersetzen müssen. Durch den Impfschutz werden wir selbst nicht erkranken, aber möglicherweise die Viren weitergeben. Also: Auch nach einer Impfung ist es wichtig, andere zu schützen.

Manche Arztkollegen bezeichnen den Mund-­­­­­
Nase-Schutz als „gesundheitsschädlich“, für Herz- und Lungenpatienten gar als „lebensbedrohlich“. Wieviel Wahrheit steckt denn dahinter?

Lange: Sie treffen vielleicht zu auf eine ganz kleine Gruppe von Menschen mit allerschwersten Atemwegserkrankungen. Doch das sind nur sehr wenige. Für alle anderen gilt: Ein Mund-Nase-Schutz mag lästig sein, auch weil die Brille beschlägt. Er wirkt störend, wenn jemand joggt oder gar Leistungssport betreibt. Aber „gesundheitsschädlich“ und „lebensbedrohlich“? Das ist ganz klar nicht der Fall.