Max Herbrig: Kriegsheld oder nicht?

Vielen Geschichten ranken sich um den ehemaligen SPD-Stadtverordneten Max Herbrig. Wer war er wirklich?

Foto: Stadtarchiv

Mettmann. Hätte man — wie bereits vor mehr als 20 Jahren von den Sozialdemokraten vorgeschlagen — schon längst eine Straße nach dem ehemaligen SPD-Stadtverordneten benennen sollen? Oder sollte man nun, wie vom Verein „Mettmann gegen Rechts“ als Vorschlag im Bürgerausschuss eingebracht, die platzähnliche Fläche an der Gartenstraße/Bismarckstraße zum Max-Herbrig-Platz werden lassen?

Der ehemalige CDU-Ratsherr Uwe-Michael Kloss hat dazu eine klare Meinung: „Das war schon 1989 ein Thema in Ratssitzungen und verschwand schnell wieder in der Schublade“, erinnert er sich. Warum? Auch darauf hat Kloss eine Antwort: Schon damals sei angeblich nicht nur in SPD-Kreisen bekannt gewesen, dass Max Herbrig am Tag des Einmarsches der Alliierten betrunken vom Frühschoppen auf den Jubiläumsplatz getorkelt sei, während in unmittelbarer Nähe etliche Widerstandskämpfer aktiv gewesen seien. Kurz darauf sei Herbrig im eigenen Garten irrtümlicherweise von einem Granatsplitter getroffen worden und am gleichen Abend im Mettmanner Krankenhaus gestorben.

„Geschichtsverfälschung ist keine Lösung“, richtet Kloss sein Wort an den „Verein gegen Rechts“. Dessen Vereinsvorsitzender André Bär sagt dazu: „Diese Version des Geschehens höre ich zum ersten Mal. Wer so etwas behauptet, sollte es auch stichhaltig belegen können.“ Aber bei welcher der bislang überlieferten Geschichten handelt es sich nun eigentlich um Geschichtsklitterung?

Dazu fragt man am besten dort nach, wo am ehesten belastbare Antworten zu erwarten sind, und zwar im Mettmanner Stadtarchiv bei Marie-Luise Carl. Wie es der Zufall will, gab es dort etliche Informationen, die von der Stadtarchivarin auf Bitten von Bürgermeister Thomas Dinkelmann in den vergangenen Wochen zusammengetragen worden waren. Vermutlich kennt auch der Verwaltungschef als ehemaliger SPD-Ortsvereinsvorsitzender die Mythen, die über die Jahrzehnte hinweg über Max Herbrig die Runde gemacht hatten. Und offenbar war bislang vieles im Unklaren geblieben.

Uwe-Michael Kloss, CDU

Stadtarchivarin Marie-Luise Carl hatte indessen Kontakt zur Familie des ehemaligen Stadtverordneten aufgenommen und dazu noch etliche Quellen bemüht, um etwas über das Leben von Max Herbrig in Erfahrung zu bringen. Demzufolge war der in Thüringen geborene Feinmechaniker im Jahre 1923 aus Gelsenkirchen nach Mettmann gezogen. Im gleichen Jahr wurde er Leiter des Mettmanner Büros des Deutschen Metallarbeiterverbandes und kurz darauf als SPD-Fraktionsvorsitzender zum Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. „Herbrig engagierte sich für soziale Belange in den Mettmanner Betrieben und für den genossenschaftlichen Wohnungsbau“, zitiert die Archivarin aus den Annalen. Außerdem sei Herbrig Mitglied der antifaschistischen „Eisernen Front“ gewesen und nach einer Durchsuchung des Gewerkschaftsbüros durch SA-Schergen für mehrere Tage in Schutzhaft genommen worden.

Der Lebensgefährte von Herbrigs Tochter sei damals von einem „Obernazi“ mit diesen Worten gewarnt worden: „Wenn Du Deinen zukünftigen Schwiegervater in Deinem Leben noch einmal wieder sehen willst, dann sorge dafür, dass er heute Nacht um 4 Uhr nicht mehr hier ist.“ Max Herbrig floh daraufhin zu seiner Tochter nach Thüringen, um dort unter ständiger polizeilicher Kontrolle zu leben und sich „still“ zu verhalten. Nach der Rückkehr nach Mettmann wurde er nochmals im Zuge der „Aktion Gewitter“ für einige Tage in Präventivhaft genommen.

All das weiß auch Uwe-Michael Kloss. Und dennoch behauptet er: „Von Kriegsheld keine Spur. Glücklicherweise blieben bislang alle Versuche der SPD, Herbrig als Volkshelden unterzubringen, ohne Erfolg.“ Ist das nun noch grobes parteipolitisches Geplänkel oder in Anbetracht eines widerständischen Lebens schon üble Nachrede?