Mettmann: 80 Familien können auf das Mettmanner Modell zählen
Kann Kindern zu Hause nicht mehr geholfen werden, müssen sie im Heim untergebracht werden. Jugendamt und freie Träger kooperieren.
<strong>Mettmann. Sechs Kinder im Heim, die Mutter alleinerziehend und schwanger. Mit ihrem Umzug nach Mettmann wurde die Frau zu einem Fall für das städtische Jugendamt. Denn die Stadt muss zum einen die Kosten für die Heimunterbringung der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 16 Jahren übernehmen, zum anderen wollen die städtischen Sozialarbeiter und -pädagogen die Familie früher oder später wieder zusammenbringen.
Wir möchten das System Familie auch für diese Mutter und ihren Nachwuchs wiederfinden und definieren", formuliert Jugendamtsleiter Rolf Mohnes das erklärte Ziel der Erziehungshilfe. Auch wenn er in diesem Fall eingestehen muss: "Wir müssen schauen, was da geht."
Dabei ist es nicht das Jugendamt alleine, das über den Fall der sechsfachen Mutter berät. Wie die meisten Jugendämter in Deutschland bezahlt auch das Mettmanner Jugendamt andere Vereine oder Verbände für ihre Arbeit in Sachen Erziehungshilfe. "Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben mit den hier angestammten Leistungsträgern eine Kooperationsvereinbarung getroffen", sagt Mohnes. Und weil es so eine Zusammenarbeit im Kreis Mettmann noch nicht gab, hat sie durchaus Modellcharakter.
Jeder Träger (siehe Kasten) erhält jährlich 70 000 Euro, um seine Hilfen zur Erziehung kontinuierlich fortsetzen zu können. "Damit können wir die in Mettmann bereits vorhandene soziale Infrastruktur sichern und fördern", sagt Mohnes. Das Personal kann also bezahlt werden, Einrichtungen bleiben bestehen.
Die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Heimen sei der vorletzte Schritt. Der letzte Schritt, um zum Beispiel schwer traumatisierten Kindern zu helfen, sind intensiv-pädagogische Maßnahmen, in denen die Betroffenen oft nur von einer einzigen Person betreut werden.
"Wir bemühen uns aber um familienstützende Hilfen", sagt Mohnes. Das bedeutet: Mitarbeiter des Jugendamtes oder der Kooperationspartner besuchen regelmäßig die betroffenen Familien und geben Unterstützung, wo es notwendig ist. Die Kinder und Jugendlichen sollen, so lange es möglich ist, im Verbund der Familie bleiben.
Funktioniert das nicht mehr, wie zum Beispiel im Fall der sechsfachen Mutter, werden die Kinder im Heim untergebracht. Für Mohnes ganz klar die Ausnahme. "Das haben ja andere Jugendämter entschieden", sagt er. Grund genug für ihn und seine Mitarbeiter, zu überprüfen, ob die sechs Kinder nicht doch irgendwann wieder zusammen leben können.
Die Kooperationsvereinbarung zwischen Jugendamt und den in der Erziehungshilfe tätigen freien Trägern ist am 1. Juli 2006 in Kraft getreten.
Zu den freien Trägern, deren Mitarbeiter die Familien aufsuchen, gehören der Verein SHED, der Caritasverband, die Arbeiterwohlfahrt und ab 1. März die Diakonie.
280 000 Euro fließen pro Jahr in die Kassen der Träger, die dafür hauptamtliche Mitarbeiter für die aufsuchende Familienhilfe freistellen.
Mettmann ist im Kreisgebiet bislang die einzige Stadt, die ein solches Modell umgesetzt hat.
Im städtischen Haushalt sind 350 000 Euro für die ambulante Erziehungshilfe und eine Million Euro für teilstationäre Maßnahmen oder Heimunterbringung veranschlagt.
Täglich kostet die Heimunterbringung 130 Euro. Helfen nur noch so genannte intensiv-pädagogische Maßnahmen (sie sind die Ausnahme), muss die Stadt zwischen 180 und 200 Euro pro Tag bezahlen.