Mettmann: Ein Garten zum Entdecken
Offene Gartenpforte: Karin und Ernst Ksoll laden am Sonntag in ihren kleinen Park ein.
Mettmann. "Ein Garten muss wachsen", sagt Ernst Ksoll (58). In den vergangenen drei Jahren haben er und seine Frau Karin (57) ihren Garten völlig verändert. Sie verwandelten den Reihenhausgarten mit Rasen und und Beeten in eine parkähnliche Landschaft auf drei Ebenen. Es gibt keinen Rasen mehr. Schräg angelegte Kieswege führen zwischen Beeten und Buchshecken und vielen anderen Pflanzen hindurch.
Das Herzstück der Anlage sind ein kleiner und ein großer Teich, die über einen zweieinhalb Meter langen Bachlauf miteinander verbunden sind. "Unsere kleine Ostsee", sagt Karin Ksoll. Am Rand liegen große Kieselsteine, die sie aus Urlauben von Fehmarn mitgebracht haben. Auch Steine aus der Eifel, aus dem Hunsrück und Neuseeland haben sie verbaut. In allen Ecken gibt es etwas zu entdecken, und Vieles hat eine eigene Geschichte. Wie die Mauer um ein Bambusbeet. "Das ist jetzt meine Zweigstelle des Gerichts." Die roten Brandziegel hat Karin Ksoll aus dem Schuttberg des abgerissenen Mettmanner Amtsgerichts "gerettet". Die Justizbeamtin arbeitet an der Gartenstraße.
Im hinteren Teil des Gartens liegt ein "Nutz- und Naschgarten". Das Obst und Gemüse erntet das Ehepaar bis in den Spätherbst hinein. Der Nutzgarten beherbergt auch echte Exoten. "Wir rechnen dieses Jahr mit einer Ernte von etwa 200 Kiwis", schätzt die leidenschaftliche Gärtnerin und begutachtet die noch vogeleigroßen, pelzigen Früchte an einer Ranke am Geräteschuppen. Im Gewächshaus fühlt sich eine Physalis-Pflanze wohl.
Vielfalt ist Programm - auch im oberen Teil der Gartens. Edelweiß blüht zwischen Steinpflanzen, Elefantengras und Hirse, ein brasilianischer Trompetenbaum entfaltet farbenfrohe Blütenkelche. Und was auf den ersten Blick an Rhabarber erinnert, sind die Blätter der als "Mammutblatt" bekannten Riesenpflanze Gunnera.
Durch gezieltes Stutzen hat Karin Ksoll einen Kirschlorbeer in japanischem Stil geschnitten und der Pflanze ein ungewöhnliches Aussehen verliehen. Für sie hat die Gartenarbeit etwas Meditatives: "Das ist Entspannung, Stressabbau pur."
Überall finden sich im Garten kleine Orte der Ruhe, wie die nach toskanischem Beispiel angelegte Sitzgruppe unter einem Pavillon. Im Sommer sitzt das Ehepaar bis spät in die Nacht draußen und beobachtet Fledermäuse, die über dem Teich Insektenjagen.
Es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. "Am Anfang sind wir an viele Sachen ziemlich blauäugig herangegangen, wie beim Bau den Teiches. Wir haben viele Fehler gemacht", erinnert sich Ernst Ksoll, der als Angestellter in in einer Anwaltskanzlei Insolvenzverfahren abwickelt, an den ersten Spatenstich. Heute sind er und seine Frau Experten und können Hobbygärtnern viele Tipps geben.
Das Ehepaar hat bewusst einen altersfreundlichen und pflegeleichten Garten gestaltet. So müssen sie nicht ständig auf allen Vieren durch die Beete kriechen und Unkraut zupfen. Trotzdem hört die Arbeit nie auf. Karin Ksoll träumt vom Wein aus eigenem Anbau. Mit 40Kilo Trauben reicht es dafür dieses Jahr wohl noch nicht. Aber ein Garten muss ja wachsen.
In den vergangenen Jahren haben die Ksolls viele Gärten im Rahmen der Offenen Gartenpforte besichtigt. An diesem Sonntag öffnen sie nun ihr Gartentörchen für Besucher.