Artenschutz in Haan: Eine lauwarme Kinderstube
Der große Teich in der Grube 7 bietet alles, was bedrohte Kröten schätzen: Er ist flach, gut erreichbar und kommt mit Hilfe der Sonne auf ideale Temperaturen.
Gruiten. Lauwarm und ganz klar ist das Wasser in dem großen Teich in der Grube 7. Spuren des Graureihers sind deutlich im feinen Kies zu erkennen. Der große Vogel fischt gerne in dem Gewässer, das die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) Haan im vergangenen Jahr angelegt hat.
Seine Beute: Kaulquappen. Die kleinen schwarzen Amphibien halten sich mit Vorliebe am Rand des Teiches auf - da, wo es richtig schön warm ist. Denn genau für sie wurde der Teich angelegt. Dass die ein oder andere von ihnen als Vogelfutter dient, liegt in der Natur der Sache.
Das flache Gewässer soll die vom Aussterben bedrohten Geburtshelfer- und Kreuzkröte anlocken. "Im Frühjahr war der gesamte Uferbereich voller Laich", sagt Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe. Und damit hat sich das aufwändige Anlegen des Teichs schon gelohnt.
Eine Fläche, die etwas größer als drei Fußballfelder ist und unterhalb eines Hanges unter einer Steinblock-Halde liegt, musste vor dem Verlegen der Teichfolie gerodet werden. Stämme von Birken und Nadelbäumen galt es zu beseitigen. Sie bieten jetzt säuberlich aufgeschichtet zum Beispiel Zaunkönig und Rotkelchen Schutz. "Ich habe da auch einen Specht mit seinen Jungen gesehen, der dort nach Nahrung suchte", erzählt Friebe.
Die von Bäumen und Sträuchern befreite Fläche wurde dann mit Vlies und 1600 Quadratmetern großer und einer 1,6 Tonnen schwerer Teichfolie "ausgelegt". Unterstützung kam von der Firma Rheinkalk, die nicht nur 20 000 Euro, sondern auch zehn Auszubildende ihres Berufsbildungszentrums Wülfrath zur Verfügung stellte, damit das Projekt der Naturschützer zügig realisiert werden konnte.
Rheinkalk hatte die Grube 7 einst gepachtet, um für die so genannte Infiltration Wasser in die Grube zu leiten, um den Grundwasserspiegel zu heben. Obwohl das heute nicht mehr notwendig ist, half das Unternehmen laut eigenem Bekunden gerne. "Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden", sagt Uwe Stichling, Diplom-Ingenieur und bei Rheinkalk zuständig für Umweltschutz und Genehmigungen. "Die Zusammenarbeit mit der Agnu klappt hervorragend, das macht richtig Spaß."
Seit dem Frühjahr dieses Jahres ist der Teich, der sich selbst mit Regenwasser füllte, fertig. Ausgetrocknet ist er bislang noch nicht. "Das wird auch nicht passieren", sagt Friebe zuversichtlich, auch wenn das Wasser zurzeit nicht sehr tief ist. Fische sucht man darin vergeblich. Um die Krötenarten und Molche beziehungsweise deren Nachwuchs nicht zu gefährden, wurden in dem Gewässer bewusst keine Fische ausgesetzt.
Während den Amphibien der Teich als Laichplatz dient - die Geburtshelferkröten nutzten diese Gelegenheit bis August - suchen sie unter im Gelände verteilten Resten der schwarzen Teichfolie Schutz. Auch eine Blindschleiche und schwarze Laufkäfer, die mit Vorliebe Schnecken fressen, lassen sich dort entdecken.
"Ist das nicht herrlich hier?", schwärmt Friebe und zeigt auch auf viele blühende Pflanzen, die auf dem trockenen Grund ideale Voraussetzungen finden. Tausendgüldenkraut, Taubenkropfleimkraut oder die Steinnelke haben sich in der Grube ausgebreitet.
Nur die vielen zarten Birkenpflänzchen rupft Friebe samt Wurzel aus. Die Pionierpflanzen wachsen schnell und nehmen anderen Arten Licht und Platz. Denn schließlich geht es in der Grube 7 um Artenschutz und den Erhalt der Artenvielfalt.