Mettmann: Eine Stadt im Miniaturformat
Am KHG lernen Mettmanns jüngste Baumeister nicht nur den Umgang mit Werkzeugen, sondern erhalten auch erste Einblicke in die Geschäftswelt.
Mettmann. Tag für Tag wird der Stapel mit den Europaletten auf dem Sportplatz am Konrad-Heresbach-Gymnasium kleiner. Aus dem Holz entsteht eine Stadt im Miniaturformat, erschaffen von Kinderhand, gestaltet mit Kinderphantasie.
"In 30 Tagen um die Welt" heißt in diesem Jahr das Motto auf dem Bauspielplatz - passend dazu sollen 30 kleine Buden entstehen. Auch die Zwillinge Dominik und Sofia (8) und ihr Freund Olli (8) sind seit mehreren Tagen schon am Klopfen und Hämmern, sägen und basteln. "Wir bauen hier eine Schreinerei", sagt Dominik. Die erste Etage ist bereits fertig, nun arbeiten die drei am zweiten Stockwerk.
Klar, dass man sich da früher oder später die Fachsprache angewöhnt. "Hat jemand noch einen großen 100er Nagel?" fragt Olli. Er will gerade eine Seitenwand montieren, da sind die langen Nägel wichtig.
Daher sind sie auch besonders kostbar. "Die 100er Nägel kosten 20 verrostete oder krumme Nägel, die man aufsammeln muss", sagt der neunjährige Dustin. Er ist bei der Materialausgabe beschäftigt und verdient sich hier ein paar Perlen, die "offizielle" Währung in dem kleinen Holzdorf, dazu.
Hauptberuflich leitet er jedoch das Arbeitsamt in der Europaletten-Stadt, das er zusammen mit seiner Schwester Madeleine (11) gezimmert hat. "Eigentlich wollten wir schon vor einer Stunde weiter bauen, aber heute ist einer krank geworden, deswegen müssen wir seine Schicht übernehmen", sagt Dominik.
Sorgfältig notieren die beiden, welche Werkzeuge an die Kinder verliehen werden. Um Hämmer und Sägen zu bekommen, muss ein Pfand hinterlegt werden. "Wir haben Spielzeugautos abgegeben", sagt Dominik, während er ein Brett an der Schreinerei festnagelt.
Wenn die Hütte fertig ist, wollen die drei mit dem Perlen-Verdienen anfangen. "Wir gehen dann rum und fragen, welche Kinder einen Tisch brauchen", sagt Sofia. Anschließend wird dieser dann in der Schreinerei gefertigt. "Und wenn zwei Kinder einen Tisch haben wollen, dann gucken wir, wer uns mehr Perlen dafür geben würde", sagt sie geschäftstüchtig.
Der Bauspielplatz ist eine riesige Oase für Kinderträume. Manche hämmern an ihrer eigenen Geisterbahn, andere haben ein Casino eröffnet. "Und bei den Gerichtsverhandlungen hier geht es richtig zur Sache", sagt Gabi Hoberg, Mitarbeiterin vom Mehrgenerationenhaus: "Da legen die Kinder dann richtig los - mit Anwälten und allem Drum und Dran."
Dominik, Sofia und Olli können sich jedenfalls keinen schöneren Ort in den Ferien vorstellen. "Wir gehen auch jeden Tag hier hin", sagt Dominik und greift zur Säge. Jetzt muss er sich konzentrieren, denn beim Umgang mit Werkzeugen müssen sie vorsichtig sein: "Ich habe mir auch schon ein paar Wunden geholt, aber die sind jetzt wieder weg."
Bei so viel Einsatz hat sich das Trio ein bisschen Urlaub redlich verdient. Für Dominik und Sarah geht es noch an die Ostsee, Olli wird an der Nordsee entspannen: "Hier ist so viel zu tun, wir hatten ja noch nicht mal Zeit, um ins Casino zu gehen."