Mettmann: Friedhof der Wildtiere

Die Rehe sind auf den Friedhof Lindenheide zurückgekehrt. Die Feldhasen waren nie weg.

Mettmann. Seit Jahren schon fressen Rehe und Hasen auf dem Friedhof Lindenheide immer wieder Pflanzen auf den Gräbern an. Die Besucher des Friedhofs sind empört, wenn sie den Wildfraß auf dem Grab ihrer Angehörigen entdecken.

Deshalb hat die Stadt im vergangenen Jahr einen zwei Meter hohen Zaun um den Friedhof gezogen, um den Tieren den Zugang zu versperren. Mit Erfolg. Die Beschwerden im Rathaus gingen zurück.

Doch die WZ-Leserin Gisela Bendt hat im Juli Aufnahmen von einem Reh und von Hasen auf dem Friedhof gemacht und zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die Hobbyfotografin hat immer einen Apparat dabei. Trotz des hohen Zauns haben anscheinend selbst Rehe ein Schlupfloch entdeckt, durch das sie auf den Friedhof gelangen, wohin es die Tiere magisch zieht.

"Rehe und Hasen sieht man doch immer wieder auf dem Friedhof", sagt Gisela Bendt. Auch Christian Schröder, Mitarbeiter der Gärtnerei Filu, die viele Grabstellen an der Lindenheide pflegt, hat in jüngster Vergangenheit immer wieder Spuren von Rehen und Hasen entdeckt. "Besonders, wenn wir frische Pinienrinde auf die Gräber verteilt haben." Gesehen hat er ein Reh noch nicht, aber Kollegen.

Otto Kahm, Leiter der Abteilung Grünflächen im Rathaus, erklärte im WZ-Gespräch, dass er den Falkner Johann Seemayer Ende Juli gebeten hatte, auf dem Friedhof nach Rehwild Ausschau zu halten. Seemayer hatte in der Vergangenheit versucht, mit seinen Raubvögeln die Wildtiere zu vertreiben - mit mäßigem Erfolg. "Von dem Falkner kam die Rückmeldung, dass er keine Rehe entdeckt hat", so Kahm.

Er vermutet, dass die Tiere durch ein nicht richtig verschlossenes Tor auf den Friedhof gelangen konnten. Am Rande des Friedhofs ist derzeit ein Bauunternehmen mit Kanalbauarbeiten beschäftigt, die sich über das Gelände des Friedhofs hinaus erstrecken. "Von den Mitarbeitern dieser Firma, die früh anfangen, haben wir erfahren, dass sie beobachtet haben, wie mehrere Tiere durch ein Tor, das die Arbeiter geöffnet hatten, verschwunden sind", so Kahm. Ob nun alle Rehe verschwunden sind, kann Kahm natürlich nicht sagen.

Problematischer sind für Kahn die Feldhasen. "Der Zaun rings um den Friedhof ist mehrere hundert Meter lang. Da ist es ganz schwer, das Problem in den Griff zu kriegen", sagt Kahm, "obwohl die Zäune von uns regelmäßig kontrolliert werden." Auf alle Fälle will er jetzt noch mal eine Kontrolle anordnen.

Außerdem will er den Mettmanner Falkner noch einmal beauftragen, seine Raubvögel über dem Friedhof aufsteigen zu lassen. Zeigen sich die Hasen wenig beeindruckt, überlegt Kahm, im Herbst einen Jäger auf den Friedhof zu schicken und die Hasen zum Abschuss frei zu geben.