Bienen haben es schwer in Mettmann Es könnte 2024 weniger Honig geben

Mettmann · Alles blüht in diesem Jahr viel früher als üblich, aber dann kamen Kälte und Nässe zurück. Die Bienen bleiben da lieber in ihrem Stock. Was das für die Honig-Ernte in diesem Jahr bedeutet, erklärt Imker Helmut Peters.

Imker Helmut Peters hat Bienenstöcke am Neanderthal Museum stehen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die hellen gelben Rapsfelder waren lange Zeit in diesem Frühjahr das einzige, was leuchtet. Denn die Sonne machte sich bislang äußerst rar. Auch die Temperaturen waren, bis auf ein paar Ausnahmetage, empfindlich gesunken. Dazu kamen fast tägliche Regen- und auch Hagelschauer. Das sind Bedingungen, bei denen es die Honigbienen vorziehen, im Stock zu bleiben.

„Die Bienen fliegen erst ab 10 Grad“, verrät Imker Helmut Peters, der die Honig Manufaktur Neanderthal in Mettmann betreibt. Er hat 25Bienenvölker mit insgesamt rund 1,5 Millionen Bienen. Die Stöcke stehen rund ums Neandertal und einige auch mitten im Neandertal, beispielsweise beim des Neanderthal Museum. Durch den milden März blüht alles früher. „Wir hatten noch nie eine so frühe Rapsblüte“, bestätigt auch Kreislandwirt Bernd Kneer. Doch durch den Temperatureinbruch und den Regen kommen die Bienen nicht dazu, die blühenden Rapsfelder zu besuchen. „Normalerweise fliegen die Bienen acht Stunden am Tag“, erklärt Helmut Peters. „Aber im Moment können sie nur die zwei, drei Stunden nutzen, in welchen die Sonne scheint.“ Das ist zu wenig, um die Strecke zu den Rapsfeldern zurückzulegen. „Das ist für alle problematisch“, meint der Imker. Natürlich für ihn selbst und seine Bienen. „Uns fällt ein Großteil der Rapsblütenernte weg“, sagt er.

Ohne fliegende Bienen
wird der Raps nicht bestäubt

Aber auch für die Landwirte, wie Johannes Kircher, der Raps für sein selbst gepresstes Speiseöl anbaut. „Die Bienen fliegen nicht, wenn es so kalt und windig ist. Damit wird der Raps nicht bestäubt.“ Ohne Bienen keine Rapsernte. Helmut Peters hat sich auf den Rapsfeldern umgesehen. „Ich würde sagen, im Moment sind 90 Prozent erblüht“, ist seine Prognose. „Es bleiben also nur noch 10 Prozent, die noch erblühen können.“

Wenn es sofort warm werden würde, könnten die Bienen zwar noch den Raps anfliegen. „Es ist aber nur ein Bruchteil von einem normalen Jahr“, sagt der Imker. Zwar gibt es auch noch andere Insekten, aber im Durchschnitt werden Rapsfelder zu 35 Prozent von Honigbienen bestäubt. Und bei dieser unfreundlichen Witterung dürften auch die übrigen Insekten kaum unterwegs sein.

Für die Honigbienen ist es wohl traurig, dass ihnen die Rapsblütenernte entgeht, aber es ist nicht lebensbedrohlich. „Als Imker betreue ich die Bienen“, sagt Helmut Peters. Das heißt, sie bekommen auch ausreichend Nahrung. Denn derzeit brauchen sie die, um ihren Nachwuchs groß zu ziehen. „Es ist schon Brut da“, weiß Peters. Diese braucht eine Temperatur von 35 Grad im Stock. Die Wärme wird von den Bienen selbst produziert. „Mit ihrer Brustmuskulatur“, erklärt der Profi. Natürlich brauchen sie in dieser Zeit besonders viel Nahrung, da sie kontinuierlich als Heizkraftwerk arbeiten müssen.

Unter normalen Umständen holen sie sich die Energie von den Frühlingsblüten. Was Helmut Peters jetzt schon sagen kann, ist, dass sein Raps-Honig und die Frühlingstracht ziemlich mager ausfallen werden. Wie viel Verlust er durch das kalte Wetter tatsächlich haben wird, lässt sich jedoch noch nicht voraussagen. „Ich konnte so eine schlechte Erfahrung bisher noch nicht machen“, meint er. Derzeit schaue er ständig auf die Wetter-App. Viele Frühlingsblüher sind nicht mehr zu erwarten. „Die Maiglöckchen kommen noch und der Rhododendron fängt auch langsam an zu blühen“, verrät eder Imker.

Er sieht die Wetterkapriolen in Verbindung mit dem Klimawandel und meint: „Wir müssen sehen, wo uns das noch hinführt. Wenn alles blüht und die Bienen können nicht raus, dann gibt es ein Loch.“ Dieses Loch macht sich nicht nur bei der Honig-Produktion, sondern auch bei der Ernte bemerkbar. Wenn Obstbäume und Raps nicht bestäubt werden, bleiben die Früchte aus.

Auch sei abzuwarten, welche Auswirkungen das Wetter auf die Wildbienen hat, die ja nicht von einem Imker versorgt werden. In jedem Fall hofft Imker Helmut Peters – und mit ihm sicher auch viele Landwirte – auf mildere Temperaturen. „Ich freue mich schon, wenn ich zu den Bienenstöcken komme und das Gesumme höre“, sagt er. „Das habe ich schon lange nicht mehr gehört.“