Landwirtschaft in Meerbusch Start der Spargelernte auf den Feldern

Meerbusch · Die nasse Witterung hat den Start der Spargelernte erschwert. Der Preis für die Erste-Wahl-Ware liegt bei zirka 18 Euro.

Markus und Renate Frenken präsentieren den ersten Spargel der Saison. Die gestiegenen Lohn- und Energiekosten erschweren die Lage aber auch für Meerbuschs Landwirte.

Foto: Anne Orthen (orth)

. Der deutsche Spargel-Kult geht weiter. Gehörten die Spargelgewächse früher zu den Heilmitteln gegen Erschöpfungserscheinungen, sind sie heute als „edle Stangen, weißes Gold oder Königsgemüse“ jedes Jahr ein Highlight auf den Speisekarten der Deutschen. Auf den jährlichen Ernte-Start wird sehnsüchtig gewartet. „Wir haben eine Liste mit Telefonnummern von Kunden, die jedes Jahr angerufen werden wollen, wenn es losgeht,“ erklären Renate und Markus Frenken.

Heute informieren sich viele auch über Social Media und das beweist, wie sehnsüchtig auf die ersten Stangen gewartet werden. Wider Erwarten hätte Markus Frenken auch schon zu Ostern kleine Portionen ernten können: „Aber eigentlich beginnt die Ernte erst Anfang Mai.“ Die Stangen, die jetzt von den drei bis vier Mitarbeitern aus Polen und Rumänien geerntet werden, gehören zu einer neuen Sorte, die vor drei Jahren angebaut wurde: „Die erste Ernte hat uns bewiesen, dass ist eine geschmacklich sehr gute Sorte und kommt relativ früh. Nach einer solchen Güte haben wir jahrelang gesucht. Allerdings muss beim Schälen aufgepasst werden, die Stangen brechen leicht und die eine oder andere Stange ist ein bisschen krumm.“

Auf dem Frenkenhof wird seit
gut 30 Jahren Spargel angebaut

Von dieser „ersten Wahl“ kostet ein Kilo 16 Euro. Auf manchen Märkten betragen die Kosten dafür teils 22 Euro. Den Spargelanbau auf dem Frenkenhof in Osterath gibt es seit gut 30 Jahren. „Damit hat mein Vater begonnen“, erzählt Markus Frenken. Er erklärt, wie arbeitsintensiv die Spargel-Ernte ist: „Bei kühlem Wetter sind in einer Reihe vielleicht 20 Stangen. Um sie zu ernten, müssen die Helfer die ganze Reihe ablaufen, die Folie runternehmen, den Spargel stechen und dann wieder laufen, um die Folie wieder draufzulegen. Scheint die Sonne, kann man den Spargel fast beim Wachsen zusehen und dann ergibt eine solche Reihe eine ganze Kiste voll Gemüse.“

Der gesamte Wachstum-Prozess ist sehr wetterabhängig und besonders der extrem nasse März war ungünstig für die Pflanzen. Außergewöhnlich schlecht waren dabei jene Spargel-Bauer dran, die es im Februar auch wegen der nassen Witterung nicht geschafft hatten, die Folien aufzuziehen. Zudem war der Saison-Start auch nass. In normalen Zeiten werden zu Beginn der Saison auf den Feldern des Frenkenhofs 80 bis 150 Kilo am Tag und im Mai 250 bis 300 Kilo täglich geerntet. Die werden zum großen Teil an Restaurants abgegeben – wie in Meerbusch beispielsweise an der Depesche, den Osterather Hof und dem Ratatouille. Aber viele Freunde frischer Gemüse- und Obstsorten kommen in den nach einer Beratung durch die Landwirtschaftskammer gut sortierten Hofladen.

Mit Angeboten für Kindergeburtstage auf dem Bauernhof mit der Bauernhoferlebnispädagogin Renate Frenken sorgen die Landwirte für die zukünftige Kundschaft. Allerdings machen die steigenden Lohnkosten allgemein zu schaffen: „Zum Mindeststundenlohn von 12,50 Euro kommen Sozialbeiträge und die Rentenversicherung. Inzwischen kostet uns ein Mitarbeiter 18 Euro pro Stunde.“

Die Erhöhung der Lohnkosten belastet auch die Landwirte des ebenfalls in Osterath gelegenen Hoppe Hofs. „Insgesamt ist die Spargelernte einerseits personalintensiv und andererseits entstehen hohe Kosten für Strom, Generator und die Kühltechnik. Aber wir verkaufen trotzdem unter der Preisobergrenze von 20 Euro pro Kilo“, gibt Luca Kern zu bedenken. Der 29-Jährige ist als Schwiegersohn auf dem Hof von Andreas Hoppe – der Hofbesitzer ist noch voll in der Landwirtschaft tätig - eingestiegen: „Ich bin Quereinsteiger und lebe mit meiner Familie seit 2018 hier auf dem Hof.“ Die Freude, die er an dieser Tätigkeit hat, ist ihm anzusehen: „Ich bin für den Hofladen und die Tierhaltung zuständig, meine Frau macht die Personalplanung und backt den Kuchen, der ab dem 11. April mit der Öffnung des Hofladens und der dazugehörigen Terrasse die Kunden erfreut.“

Dann wird natürlich auch die Spargelernte auf vollen Touren laufen: „Seit einigen Tagen kommen die ersten Stangen. Wir haben eine ‚starke Sorte‘ angebaut, damit sind wir nicht immer die ersten, können aber mit der tatkräftigen Hilfe unserer bewährten Mitarbeiter aus Rumänien die ganze Saison bis zum 24. Juni ernten. Sobald es ein bisschen wärmer wird, sprießt der Spargel und auch die Spargellaune unserer Kundschaft steigt.“

Der Hoppe-Schwiegersohn denkt ebenfalls an die Kunden von morgen und will Einkäufe im Hofladen des landwirtschaftlichen Betriebs, wo es neben Obst und Gemüse auch Unverpackt-Produkte wie Haferflocken, Müsli und Reis gibt, interessanter machen. Deshalb gibt es auf dem Hof seit einigen Monaten Alpakas: „Die Tiere von der Hoffladen-Terrasse aus bei frischem Kaffee und Kuchen in ihrem weitläufigen Gehege beobachten zu können, ist eine Attraktion.“ Und bald, zum Saisonstart, wird es auch Hühner auf dem Hoppe Hof geben. Luca Kern erzählt, dass er einen kleinen Mobilstall gebaut hat, die Hühner freilaufen können und so jeder sehen kann, wie sie gehalten werden und „wie gut es ihnen geht.“ Außerdem wird es bald Verkaufs-Automaten in Hofladen-Nähe geben: „Dort werden wir über das ganze Jahr Eier und auch Kartoffeln aus eigenem Anbau anbieten.“