Mettmann kann eben doch Kultur
Das kann nur als voller Erfolg bezeichnet werden: Rund 600 Besucher ließen sich von „Klang.Räume.Oberstadt.“ begeistern.
Mettmann. Eigentlich weiß man gar nicht, wo man anfangen soll mit den Lobpreisungen. Vielleicht am besten so: Was am Samstagabend in der Oberstadt zu erleben war, gehörte wohl bislang in die Kategorie der totgesagten Dinge. Kultur in Mettmann? Wer immer das jenseits der Blueswoche versucht hat, war nicht selten dazu verdammt, nach Gründen dafür zu suchen, warum es einfach nicht funktioniert. Seit Samstag wissen nun zumindest diejenigen, die bei „Klang.Räume.Oberstadt.“ zu Gast waren: Es geht doch mit der Kultur. Auch in Mettmann.
Elf Musiker, sieben Spielorte und 21 Konzerte: Mit diesem Konzept hat die Oberstadt-Initiative etwas geschaffen, das man nicht für möglich gehalten hätte. Nicht nur deshalb, weil so mancher der zuweilen verborgenen Orte sein Flair erst im Zusammenspiel mit der Musik und einem gut gelaunten Publikum an einem lauen Sommerabend entfalten konnte. Sondern auch, weil die Mettmanner und Gäste aus der Region in Scharen kamen und so mit den Füßen darüber abgestimmt haben, wie sie sich ein Kulturerlebnis wünschen.
Wunderbar, für jeden musikalischen Geschmack etwas dabei, eine fantastische Atmosphäre: Wer an diesem Abend auf Stimmenfang ging, dem blieb die Begeisterung keineswegs verborgen. Die Macher um Klaus Bartel, Hans-Joachim Adelhöfer und Christian Schwarz waren am Ende überwältigt und eher sprachlos. Bis auf den „musikalischen Leiter“ der Veranstaltung Pascal Görtz, der das Publikum beim Schlussakkord mit Songwriter Jonas David im Weltspiegel-Kino nochmals daran erinnerte, wie sich Heimat eben auch anfühlen könne.
Die Kino-Baustelle war dazu noch ein ganz besonderer Ort: Es war die Begegnung mit einem Augenblick, den die Mettmanner so noch nicht erlebt hatten und wohl auch nicht mehr erleben werden. Die Wände und die Decke rausgerissen, der zukünftige Betreiber Thomas Rüttgers versprach eine moderne Zukunft, und am Ausgang reichten die Schwestern der Familie Rosslenbroich das vertraute Eiskonfekt. Ein paar Meter weiter empfing Monsignore Herbert Ullmann in seinem Pfarrgarten so viele Gäste, dass noch eifrig Sitzmobiliar herbeigeschafft wurde. Schräg gegenüber hatte die Kulturvilla ihre Türen für das talentierte Duo „Talgold“ und für sinnliche Tangomelodien geöffnet. Dort wird es übrigens bald schon weitergehen mit der Oberstadtkultur. Dass es ein stetiges Kommen und Gehen war, störte am Samstagabend wohl kaum einen der über 600 Konzertbesucher. Noch nicht mal in der Lambertuskirche, wo eine Harfenspielerin und zwei Jazzmusiker das Gotteshaus in einen fantastischen Klangraum verwandelten. Im Stadtgeschichtshaus und auch im Kunsthaus ging zwischendurch wegen Überfüllung nichts mehr. Und im Hinterhof der alten Posthalterei konnte man erahnen, wie es denn sein könnte, wenn ein solches Kleinod zum Leben erwacht.
Übrigens: Versorgungsengpässe in Sachen Wein wurden mit großer Hilfe von BEA-Weine in Homberg und freiwilligen Helfern überbrückt. Ein gelungener Abend in der Oberstadt.