Sie hat ein Herz fürs Neandertal

Museumsbesuche sorgen bei Kindern selten für Begeisterungsstürme.Julia Ackerschott macht Wissenschaft lebendig.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Das Museumsfest im Neandertal war trotz des relativ schlechten Wetters ein großer Erfolg und verzeichnete mit 2 702 Besuchern einen Besucherrekord. Dieses ist hauptsächlich der engagierten und einfallsreichen Planung von Julia Ackerschott, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, zu verdanken — hat sie doch seit Februar einen großen Teil ihrer Arbeitskraft in diese Vorbereitungen gesteckt. Julia Ackerschott hat nach dem Abitur auf dem Gymnasium Marienberg in Neuss zunächst eine Banklehre bei der Stadtsparkasse Neuss absolviert, obwohl sie eigentlich immer etwas künstlerisches für ihr Leben angepeilt hatte und Kunstgeschichte studieren wollte. Aber der Numerus clausus lag ein Stück zu hoch und ein solides Fundament konnte ja auch nicht schaden.

Später dann bei der Studienberatung war ihr vorgeschlagen worden, Medien- und Kulturwissenschaften zu wählen, da es für diesen Studienzweig unvergleichlich viel mehr berufliche Perspektiven gäbe. So begann sie 2005 ihr Studium an der Uni Düsseldorf und schloss dieses mit dem Master und der Note 1,3 ab. Ihr Thema: „Mehr als alte Knochen und Speerspitzen — Die Konzeption des Neanderthal Museums in Mettmann als museologisches Modell.“

Durch Stellenangebote an der Uni war sie auf das Neanderthal Museum aufmerksam geworden und hatte schon während des Studiums dort eine Stelle als freie Mitarbeiterin ergattert. So kam der Vorschlag ihres Professors, dieses Thema zu wählen, wie gerufen und das Neanderthal Museum wurde ihre erste berufliche Station. Seit 2014 arbeitet sie als Volontärin und zeichnet für die Abteilung Bildung und Vermittlung verantwortlich. Selbst Mutter einer nunmehr neunjährigen Tochter machen ihr die Führungen und Projekte mit Kindern und Schulklassen immense Freude. Ganze Stufen von Gymnasien buchen das Projekt „Steinzeit“, das Julia Ackerschott vorab mit den Lehrern konzeptioniert und in verschiedene Stationen aufteilt. Nach einer grundsätzlichen Einführung in das Thema Steinzeit bei einem Rundgang durch die Dauerausstellung verteilen sich die Schüler auf die Stationen der unterschiedlichen Themen: Werkzeuge, Höhlenmalereien, Steinzeitwerkstatt Ausgrabungen. All diese Vorbereitungen fordern der Museumspädagogin viel Einsatz und Kreativität ab und bringen damit große Abwechslung in ihr Leben.

So waren beim diesjährigen Museumsfest analog zu der nur scheinbar putzigen Ausstellung „Duckomenta“ auf ihr Betreiben hin das „Entenrodeo“ und das „Entenangeln“ zu richtigen Publikumsmagneten geworden. Auch die Ausgestaltung des Erlebnispfades, der zum Fundort des Neandertalers führt, war ihre Idee.

Die 37-Jährige wird für ein weiteres Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin dem Neanderthal Museum erhalten bleiben und ab Oktober die Leitung der Steinzeitwerkstatt übernehmen. So kann sie auch weiterhin Kindergeburtstage im Museum organisieren und die beliebten Kindernächte, die zu neuen Ausstellungen veranstaltet werden, immer mit neuen Ideen bereichern.

Bei Führungen stellt sie sich auf die individuellen Wünsche der kleinen und großen Besucher ein und hat selbst Vorschulkindern schon das Leben des Neandertalers in der Steinzeit näher bringen können.

Julia Ackerschotts strahlendes Lächeln bedeutete wohl: Danke — dass Berufung und Beruf eins geworden sind.