Mettmann: Messerscharf und bedrohlich

Ausstellung: Wiener Künstler Jo Kühn stellt in Gesellschaftsräumen aus.

Mettmann. Wunderbar leicht wirken die aus schwarzem Papier geschnittenen Figuren auf den ersten Blick, diese tanzenden Schatten, die sich kunstvoll vor weißem Hintergrund bewegen.

30-teilig ist der von Joseph, genannt Jo, Kühn, gearbeitete Zyklus namens "Winterreise", der seit der Vernissage am Freitagabend in der Gesellschaft Verein zu Mettmann zu sehen ist.

"Ich hörte Schuberts ‚Winterreise’ und wusste, ich muss etwas tun", beschreibt der 1945 in Wien geborene Österreicher die Initialzündung. Seit 15 Jahren beschäftigt sich der Autodidakt mit der Kunst des Messerschnitts.

Seine Arbeiten, unter anderem illustrierte er mehr als 20 Bücher, haben nichts mit den lieblichen Scherenschnitten wie zu Goethes Zeiten zu tun.

Jo Kühns Arbeiten sind expressionistisch - und radikal. Liebe, Tod und Grauen, Themen, die dem morbiden Charme der Österreicher klischeehaft zugeschrieben werden ("In Wien lacht man über den Tod und ist freundlich zu ihm"), finden sich auch bei seiner "Winterreise" wieder. "Ich habe weder Schuberts Musik noch die Texte Wilhelm Müllers vertont. Ich habe ein eigenes Werk geschaffen."

Nett wirkt alles auf den ersten Blick. Wer genau hinsieht, erkennt das Bedrohliche und Zupackende, unheimliche Gestalten wachsen aus dem Papier, und oft findet man den Tod, der seinen Platz behauptet. Im Spiel der Kontraste entsteht Magisches, Rätselhaftes und viel Humorvolles.

Die Ausstellungseröffnung war aber nicht allein dem Eintauchen der optischen Winterreise vorbehalten. Sopranisten Ruth Liebscher und Pianist Jürgen Plich interpretierten später im Ballsaal das von Franz Schubert komponierte und Wilhelm Müller betexte Werk.