Mettmann muss 3,3 Millionen Euro mehr für Seibelquerspange zahlen
Das Bauvorhaben wird teurer als gedacht: Grund sind unter anderem Altlastenfunde.
Mettmann. Lange Gesichter gab’s im Mettmanner Rathaus: Bürgermeister Bernd Günther, Fachdezernent Kurt-Werner Geschorec und Abteilungsleiter Stephan Kopp mussten eine „Hiobsbotschaft verkünden“. Die Baukosten für die Seibelquerspange erhöhen sich um 40 Prozent. Nicht, wie ursprünglich geplant, 8,7 Millionen Euro, sondern 12 Millionen Euro kostet der Bau der Tangente. Das Land zahlt zwar 4,6 Millionen als Zuschuss, doch die neuen Mehrkosten bleiben vermutlich bei der Stadt sitzen. „Wir haben vorsorglich bei der Bezirksregierung einen weiteren Förderantrag gestellt, doch mein Baugefühl sagt mir, dass wir die Mehrkosten selbst stemmen müssen“, sagte Geschorec.
Die 3,3 Millionen Euro sollen durch Ausgaben für Projekte aufgefangen werden, die haushaltstechnisch in diesem Jahr (noch) nicht kassenwirksam werden: So 1,7 Millionen Euro bei dem neuen Regenrückhaltebecken Kantstraße sowie bei der Umgestaltung der Innenstadt. Dennoch muss die Stadt weitere Kredite aufnehmen, um das Haushaltsloch zu stopfen.
Die Gründe für die Kostenexplosion hängen laut Stadt mit dem „schwierigen Baugelände“ zusammen. Beim Bau der Spange stießen die Arbeiter auf stark verunreinigte Böden, die so nicht auf der Karte standen. Die Folge: Das Erdreich musste auf Sonderdeponien transportiert werden.
Das Besondere: Diese Verunreinigungen seien nicht nur am Rande des alten Seibelgeländes aufgetreten, — also dort wo sie vermutet wurden — sondern zogen sich bis zum Hammerbach herunter.
Die Baufirma, und nicht das Ingenieurbüro, das gleichzeitig die Oberbauleitung innehat, habe die Stadt erst am 16. April von den erhöhten Massentransporten und den damit verbundenen Mehrkosten informiert. Zu diesem Zeitpunkt, so Geschorec, seien die verunreinigten Böden zum größten Teil bereits zu den Deponien gefahren worden.
Die nächste „Wundertüte“, die geöffnet wurde, waren die Hohlräume am Seniorenheim Carpe diem, die beim Bau der Bushaltestelle und des Kreisverkehrs an der Flintrop-Straße auftraten. Geschorec: „Bei einer ordnungsgemäßen und fachgerechten Herstellung des Neubaus Carpe diem hätten keine Hohlräume vorhanden sein dürfen“.
Bauverwaltung und Baufirma waren völlig überrascht, als sie die Hohlräume entdeckten. Es bestand zeitweise Einsturzgefahr. Sie mussten schnell reagieren: Der Hang wurde mit einem aufwendigen Verbau abgestützt. Dann stießen die Arbeiter unerwartet auf Öl. Bei vier Bohrlöchern floss sofort die schwarze Brühe nach. Um einen Baustillstand zu vermeiden, musste mit einem aufwendigen Bentonitverfahren weiter gearbeitet werden. Die Bohrpfähle wurden zudem mit einer höherwertigen Betonsorte („als Widerstand gegen chemische Angriffe“) hergestellt.
Dann kam die nächste Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte: Als gegenüber des Bauhofs die Vorbereitungen für den Bau der Straße beziehungsweise Brücke getroffen wurden, kam den Arbeitern der Hang entgegen.
Die Folge waren neue statische Berechnungen, Wechsel des Bohrgerätes, Bohren im Fels, Änderung der Verbaugeometrie. Mehrkosten verursachte ferner der Bau einer Rampe, damit Baugeräte besser an die Arbeitsebene fahren können. Am Hammerbach müssen die Bohrpfähle tiefer als angenommen ins Erdreich gesetzt werden.