Kultur in Mettmann Wagners Weiber begeistern in der Villa

Mettmann · Sopranistin Julia Borchert und Pianist Raoul Grüneisgastierten an der Beckershoffstraße 20.

Raoul Grüneis am Klavier und Sopranistin Julia Borchert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(eise) Richard Wagner – an kaum einem Komponisten scheiden sich die Geister derart, wie an dem gebürtigen Sachsen, dessen Leben ein Kaleidoskop amouröser Abenteuer, dem pathologischem Hang zu Pomp und Luxus, der Flucht vor seinen Gläubigern und politischer Verfolgung war. Wer der Einladung in die Kulturvilla gefolgt war, um aus dem Leben dieses vielschichtigen Mannes mehr zu erfahren, durfte schon beim Titel „Wagners Weiber“ gewiss sein, keine trockene Vorlesung zu erleben – Moderatorin Constanze Backes ist immer ein Garant fürs Hintergründige mit einem Augenzwinkern.

Sie lernte die Musik des Komponisten bereits als Kind kennen und lieben, da sie häufig mit ihrer Großmutter nach Bayreuth reiste, wo ihr Vater im Orchester das Cello bediente. Während ihres Studiums lernte sie dann Julia Borchert kennen, heute eine bekannte Wagner-Interpretin, mit der sie eine mehr als 38-jährige Freundschaft verbindet. Die großartige Sopranistin gestaltete den musikalischen Teil des Abends gemeinsam mit Raoul Grüneis, inzwischen General-Musikdirektor an der Staatsoper Ankara. Backes hatte sich in launigen Worten, Geschichtchen und Anekdoten dem mehr als abenteuerlichen Leben Wagners genähert und die prachtvolle Stimme Julia Borcherts bedachte das Publikum mit dem Willkommensgruß der Elisabeth aus der Oper „Tannhäuser“. Hier – wie den ganzen Abend – überzeugte Raoul Grüneis durch seine phantastische Begleitung am Flügel, wie Besucher sein Spiel lobten. 21-jährig heiratete Richard Wagner Minna, eine erfolgreiche Schauspielerin und Mutter eines unehelichen Kindes – damals übrigens ein handfester Skandal. Der Komponist erwartete von ihr die vollständige und selbstlose Hingabe, nur ihm sollte sie dienen. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern in Riga geriet das Schiff im Skagerrak in Seenot, Wagner und Minna mussten sich seekrank bei Sturm und Kälte im Schiffsbauch verstecken – was ihn später zur Komposition „Der fliegenden Holländer“ inspirierte – und was Julia Borchert mit Raoul Grüneis in kunstvoll-dramatische Töne umsetzte. Nach diversen Liebschaften, gelegentlich mit lebenslangen Folgen, lernte Wagner Franz Liszts Tochter Cosima kennen. Sie war damals mit Hans von Bülow verheiratet, einem Verehrer Liszts und Förderer Wagners.

Die verschiedenen Stationen des Lebens der beiden wurden von den beiden Musikern Stück für Stück umgesetzt: im „Lohengrin“ der Traum der Elsa von Brabant: „Einsam in trüben Tagen“, später die Wesendonck-Lieder, die Julia Borchert wohl besonders am Herzen lagen – kam sie doch ursprünglich vom Liedgesang. Cosima und Richard verband eine große Liebe. Und obwohl die beiden einander so inniglich zugetan waren, flirtete Richard unverdrossen weiter. Er verstarb in Venedig, Cosima überlebte ihren geliebten Mann um 47 Jahre und führte unter anderem Bayreuth zum Ruhm. Der „Liebestod“, Trauer in Musik verwandelt, beendete den klangvollen Abend. Die Besucher waren begeistert.