Mettmann Sommerfest lockt mit Kultur

Mettmann. · Die Kulturvilla lädt am 8. September zu einem spannenden Programm ein. Die Vorbereitung läuft.

 Handwerker Murat Göycali ist derzeit im Ostgarten tätig und verlegt ein historisches Pflaster. Constanze Backes und Bodo Herlyn schauen zu.

Handwerker Murat Göycali ist derzeit im Ostgarten tätig und verlegt ein historisches Pflaster. Constanze Backes und Bodo Herlyn schauen zu.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zu den vielen großen Baustellen in Mettmann hat sich seit Tagen schon eine private hinzu gesellt, die aber von öffentlichem Interesse ist – die Kulturvilla hat mit ihrer alten Wellblechgarage einen Zirkus glücklich gemacht, um den so gewonnenen Platz mit historischen Pflastersteinen zu versehen. Auf ihnen wird Mettmanns Innenstadt-Barista Silvio Miglietta dann beim Sommerfest, bei dem zugleich das dreijährige Bestehen der Kulturvilla gefeiert werden soll, Kaffeespezialitäten aus seiner dreirädrigen Ape heraus anbieten.

Dass, ebenfalls im Garten, Party-Veranstalter Philipp Demelt vom „Golden K“ Fruchtcocktails für die Gäste mixen und das Kunsthaus mit der Kettensäge künstlerisch tätig wird, ist auch kein Zufall: Constanze Backes und Bodo Herlyn, die in der Kulturvilla leben und Programm machen, wollen ihr Fest nicht nur mit Künstlern von ausserhalb, sondern mit lokalen Akteuren gestalten und im Idealfall alle munter miteinander vernetzen. Ein Fest als Börse, von der Mettmanns künftiges Kulturleben profitieren soll, so stellen Backes und Herlyn sich das vor. Und dazu viel neugieriges Publikum, bekannte und neue Gesichter.

Bühnenprogramm soll
zehn Stunden dauern

Im Theatersaal wird es ein zehnstündiges Bühnenprogramm geben, „wie es sich bunter kaum denken lässt“, kündigt Constanze Backes an, holt tief Luft und zählt auf: Direkt vom Hochamt in Sankt Lambertus kommt der Mädchenchor des Kölner Doms, Gute-Laune-Garantin Melanie Arnold lädt zum „Public Singing“ ein, Bluesgitarrist Roberto Morbioli rockt die Bühne, aus England ist Entertainer Markt Dawson zu Besuch, Hausherrin Backes selbst stellt neue Chansons des „Ritter Rost“-Komponisten Felix Janosa vor, der abends auch mit einem Solo auftreten wird, die Theatergruppe Kutinea kommt aus Erkrath, es erklingt der Barbershop-Chor MissHarmony, das Mundharmonikaquartell Aerotones präsentiert Hits von Bach bis Robbie Williams, der türkische Rapper Kultur Yurtseven kommt aus Wuppertal, das Singer/Songwriter-Duo Emma Edingloh und Malcolm Shuttleworth aus Köln. Von der Essener Folkwang-Hochschule kommen Jazz-Vibraphonistin Carlota Robbe mit Ensemble sowie Harfenistin Lili Vanryne, und mittags gehört die Bühne jungen Talenten, Sängerin Rieke Harms vom KHG und eine Nachwuchsband von der Musikschule.

Zum Abschluss wird die Essener Familie Kornblum in völliger Dunkelheit ein meditatives Konzert mit Gambe, Harfe und Klavier spielen. Aber was wünscht sich die Kulturvilla zum dreijährigen Bestehen? Vom Publikum Neugierde auf Unbekanntes wie auf den taubstummen libanesischen Tänzer, der am 10. November einen Tanzabend in der Villa gestaltet. Und natürlich eine ungebrochene Resonanz. Von der Stadt eine ansprechende, ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringende Ausschilderung ihrer Kulturstätten und eine deutliche Verbesserung der Parkhaussituation (Qualität und Preise), vor allem an der zentralen Neanderstraße.

Die dortige Garage sei seit langem in traurigem Zustand und brauche jemanden, der sich für sie einsetze. Und bei der Sanierung der Beckershoffstraße sollte bedacht werden, dass sie zur erweiterten Oberstadt gehört und dies auch optisch gewürdigt werden soll. „Also bitte nicht einfach nur Teer auskippen“, wünschen sich Backes und Herlyn. Trotz hoher Betriebs- und laufender Sanierungskosten werden mittlerweile schwarze Zahlen geschrieben. Öffentliche Zuschüsse erhält die Villa, in der auch private Veranstaltungen aller Art stattfinden und (Außenstelle des Standesamts) Trauungen vollzogen werden können, nicht.

Sie hat aber einen mittlerweile 140 Mitglieder starken Förderverein, der den Betrieb teils finanziell, teils mit Tatkraft unterstützt. „Unsere Besucher kommen zu uns wie in ihr eigenes Wohnzimmer. Es ist schön und gesellig“, sagen die Hausherren.

Und was wird sich bald in der Villa ändern? Die Bar wird einen roten Anstrich und Spots bekommen. Längerfristig will die gut gebuchte Kulturvilla ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und Energie sparen: Im nächsten Jahr wird die Heizung erneuert und eine Photovoltaikanlage soll aufs Dach. Dass die Villa seit 2014 denkmalgeschützt ist, sei dabei kein Hindernis, wie Constanze Backes und Bodo Herlyn sagen.