Mettmanns verborgene Grotte
Auch in der Region wurden im 19. Jahrhundert Lourdesgrotten nachgebaut. In Mettmann gibt es eine an der Mittelstraße.
Mettmann. „Ich bin die unbefleckte Empfängnis.“ Mit diesem Satz, so geht die Legende, hat sich eine damenhafte Erscheinung Mitte des 19. Jahrhunderts der 14-jährigen Müllertochter Bernadette Soubirous zu erkennen gegeben.
„Und weil sich das Ganze in Lourdes am Ufer der Gave in einer Grotte ereignete, waren seither Lourdesgrotten im höchsten Maße salonfähig“, sagt Berthold Schulze.
Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, baute sich einen solchen Miniatur-Wallfahrtsort in seinen Park. So wie einst Steinbruchbesitzer Wilhelm Beckershoff auf seinem Privatgrundstück an der Mittelstraße in Mettmann.
Dass dieses Kleinod nun wieder hübsch hergerichtet und anzuschauen ist, ist Schulzes Werk. Der Mettmanner, auch als Sammler antiker Stühle bekannt, ist im Brotberuf Gärtner. „Im vergangenen Mai bekam ich von der Eigentümergesellschaft den Auftrag, den Garten herzurichten“, sagt er.
Zunächst musste tagelang Wildwuchs entfernt werden. „Bodendecker, sonst bekannt auf Grabanlagen, hatten alles zugewucher“, erläutert Schulze. Die Wurzeln mussten gar herausgefräst werden. Als auch das üppig sprießende Efeu gestutzt war, kam die erste Überraschung: ein Weihwasserbecken.
Eingefasst ist die Grotte mit Braunkohle aus der Entstehungszeit des Tertiärs, das vor 65 Millionen Jahren begann. Gefunden wurden sie seinerzeit am Goldberger Teich oder auf Feldern — „ein Fluch für die Bauern, weil sie darin mit ihren Arbeitsgeräten hängenblieben“.
Beckershoff, übrigens Protestant, hatte 1850 seine Villa bauen lassen. „Im italienischen Stil, das war schon etwas Besonderes inmitten all der Bergischen Schieferhäuser“, erklärt Gärtner Schulze. Auch bei der Bepflanzung des Gartens mit Palmen und Olivenbäumen wurde dieser Stil beibehalten.
„In der Nische“, sagt der Mettmanner und verweist auf einen freien Platz im Herzen der Grotte, „hat früher sicher mal eine Madonnen-Statue gestanden.“ Schließlich sei der idyllische Ort zum Beten genutzt worden. Auch dass es eine Zisterne gegeben hat, vermutet er.
„Beckershoff war ein großer Bauunternehmer, ihm gehörte unter anderem eine Marmorschleiferei.“ Das Haus mit stattlichem Garten sei seine Visitenkarte gewesen.
„Er hat in der Oberstadt viele Akzente gesetzt“, sagt Schulze. Drei Jahre, nachdem seine Lourdesgrotte fertig war, starb Beckershoff.