Modernes Oratorium mit Rock und Pop
Im Neanderthalmuseum trafen Wissenschaft und Glaube aufeinander.
Mettmann. Viele Köche verderben nicht immer den Brei, das konnten die Besucher bei der Aufführung des Schöpfungsoratoriums im Neanderthalmuseum erleben. Denn Matthias Röttger, stets um Neues bemühter Kantor an St. Lambertus, hatte eine Idee, die Vertreter der Kirchenmusik im Erzbistum Köln und der Evangelischen Kirche Rheinland gewährten großzügige Unterstützung, Eugen Eckert textete und Thomas Gabriel komponierte.
Entstanden ist ein modernes Oratorium im Sound von Rock und Pop, ein wenig Jazz, das nicht nur die Schöpfungsgeschichte wiedergab, sondern durch den genialen Einfall, auch eine Prophetin zu Wort kommen zu lassen, der der Schöpfung und den Umgang des Menschen mit ihr beklemmende Aktualität verlieh. Darüber hinaus wurde das Ganze an der Wiege der wissenschaftlich belegbaren Menschheitsgeschichte, im Museum des Neandertalers, aufgeführt.
Zwischen den einzelnen Sätzen kamen Vertreter des Museums und der beiden Kirchen zu Wort, hier die Wissenschaftler, dort die Geistlichen, aber unisono angetan von dem geglückten Versuch, Evolution und Religion nicht mehr als Gegensatz empfinden zu müssen. Heute ergänzen sich Wissenschaft und Glaube, so Superintendent Frank Weber. Darum sei auch das Neandertal ein Ort der Freiheit, an dem die Wissenschaft die Theologie schütze. Um es vorweg zu sagen: es war ein Glanzstück an Inhalt und Ausführung. Ein hervorragend besetzter Projektchor, der Innenraum des Museums mit erstaunlich guter Akustik, Peter Gierling und Carlos Reigadas als engagierte Dirigenten.
Und Gott schuf Himmel und Erde, brach das Chaos und gab Sinn — die zwei Solosoprane Daniela Bosenius und Hanna Meister zelebrierten das Göttliche, während das Chaos, das Gott am ersten Tag ordnen wollte, mit stark rhythmischen Wiederholungen „To-hu-va-vo-hu“ des Chores eindrucksvoll geschildert wurde. Der zweite Tag galt der Trennung von Himmel und den unendlichen Wassern. Himmel, himmlisch, himmelblau, Sonne, Wolken, Morgentau, Himmelsleiter, Himmelstür - dem Chor gelang ein eindrucksvoller Kanon, während die Prophetin, Hanna Meister, mit ihrer vorzüglichen Stimme den Weltraumschrott beklagte und der Chor intonierte: größer, weiter, höher — das Mantra des Fortschritts.