Mettmann Mettmann im Licht der Steinzeit
Mettmann. · Mit Info-Tafeln will Mettmann auf seine Geschichte aufmerksam machen. Am Wochenende wurden die gläsernen Stelen enthüllt.
Zu seinem 25-jährigen Bestehen hat sich der Marketing-Arbeitskreis „Neanderthal-Stadt Mettmann“ jetzt selbst einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Am Samstag wurde vor dem Stadtgeschichtshaus eine von insgesamt sechs gläsernen Stelen enthüllt, die anlässlich des Projekts „Sprechende Stadt“ entstanden sind. Es ist Bestandteil des Integrierten Handlungskonzept Innenstadt, für das es Fördermittel gibt.
Zwischen zwei Scheiben aus Securit-Glas sind auf eine hellblaue Folie die Silhouette eines Neandertalers sowie der zum jeweiligen Standort passende Text gedruckt. Die Stelen stehen an geschichtsträchtigen Orten in der Innenstadt. Sie wurden zudem entlang des von den „Aulen Mettmannern“ angelegten Stadtrundgangs platziert.
Die Aulen Mettmanner haben Hälfte der Kosten übernommen. Ihr Vorsitzender, Friedel Liesenkloß, lobte in seiner kurzen Ansprache das Engagement der Ehrenamtler des Aktionskreises sowie die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Verwaltung ebenso wie sein Vorredner Bernd Günter. Der Sprecher des Arbeitskreises hatte in seiner Ansprache die Zielsetzungen des Projekts „Sprechende Stadt“ so begründet: „Wir wollten den Neandertaler im Stadtbild sicht- und erlebbarer werden lassen und mit der Wahl der Standorte zeigen, wo sich die historischen Zugänge zur Innenstadt befanden,“ sagte der ehemalige Leiter des
Neanderthal Museums.
Auch Ingo Grenzstein zeigte sich erfreut, dass die lange Zeit der Vorbereitung nun noch ein erfolgreiches Ende fand. Grenzstein ist nicht nur Mitglied des Arbeitskreises, sondern auch „Erschaffer“ der Silhouette der Neandertal-Figur, die alle Stelen ziert: „Die Silhouette unseres Neandertalers ist nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entstanden. Eigentlich wollten wir die Umrisse der Figur, die seit Ende der 90er am Neandertal-Museum steht, kopieren. Doch nach Rücksprache mit Museumsleiterin Bärbel Auffermann haben wir unseren Neandertaler nach den aktuellen Erkenntnissen der Paläontologen erschaffen“, erläutert der engagierte Mettmanner. Übrigens sei es keine Eistüte, die der Neandertaler in der Hand halte, sondern natürlich ein Faustkeil.
Die Texte, die mal mehr, mal weniger mit fiktiven Versatzstücken gespickt die Historie ihrer Standorte erzählen, haben drei erfahrene Autoren verfasst. Jeweils zwei stammen aus der Feder von Dagmar Grotendorst, Marek Heinsdorff und Ingo Grenzstein. „Bei der Auswahl der Autoren haben wir Wert auf Professionalität gelegt,“ begründete Günter die Entscheidung. Ursprünglich sollten Schulkinder die Texte schreiben, das aber hatten die Verantwortlichen wieder
verworfen.
In seiner Rede zur Einweihung hatte Günter auch den langen Weg von der Idee bis zur Verwirklichung der Stelen für das Projekt „Sprechende Stadt“ nachgezeichnet: „Die Idee haben wir bereits ab 1998 zwei Jahre verfolgt, wegen der Schwierigkeiten bei der Umsetzung wieder auf Eis gelegt, bis Ingo Grenzstein uns 2016 angemahnt hat und wir die Umsetzung mit Hilfe der Aule Mettmannern, des Bau- und Denkmalamtes umsetzen konnten“, sagt Günter, der einen besonderen Dank an den im letzten Jahr verstorbenen Bass der Aulen aussprach: „Helmut Kreil hat uns bei der der Wahl der Orte beraten und ließ uns an seinem ungeheuren Wissen über unsere Heimatstadt teilhaben.“
Trotz aller Freude äußerten Besucher des Festakts die Befürchtung, dass die gläsernen Stelen Ziel von Vandalismus werden könnten. Die auf dem Jubiläumsplatz aufgestellte sah man als besonders gefährdet an „Wenn ich sehe, wie die Jugendlichen schon mal den Fahrkartenautomaten traktieren, dann sehe ich schwarz, dass die da lange so steht“, sagte ein Mitarbeiter des Marktstands „Käse-Spezialist Ludwig“, der sich als erster Betrachter die Geschichte, wie der Marktplatz seinen Namen erhielt, interessiert durchlas. Rund 30 Minuten braucht es, um alle sechs Tafeln abzulaufen.