Pandemie im Kreis Mettmann Gefälschte Corona-Papiere gibt es im Darknet
Mettmann · Genesenen-Bescheinigungen des Kreisgesundheitsamtes Mettmann samt PCR-Tests gibt es für 75 Euro zu kaufen.
Im Darknet versteckt sich die Unterwelt des Internets. Dort gibt es – mit ein wenig digitaler Ortskenntnis und den richtigen Empfehlungen – alles zu kaufen: Waffen, Drogen, Falschgeld – und seit einigen Wochen auch gefälschte Genesenen-Nachweise des Kreisgesundheitsamtes Mettmann, samt dazu passendem, korrekt datiertem, positivem PCR-Test. Namentlich ausgestellt, gültig in ganz Deutschland – wie der Anbieter wirbt.
Damit fertigt jede Apotheke die entsprechenden QR-Codes an. Und so umgehen Corona-Leugner, Schwurbler und Impfgegner problemlos alle 2G- oder 3G-Regeln, ohne sich das grundlos verhasste Vakzin spritzen lassen zu müssen. Die in dem Text als „hochauflösend“ angepriesenen Fälschungen werden offenbar per Scanner und Grafikprogramm nach einer echten Vorlage erstellt. Das Versprechen an die illegale Kundschaft: Für sechs Monate Ruhe vor der Corona-Diktatur, wie Skeptiker den Respekt vor der Gesundheit der Mitbürger zu bezeichnen pflegen. Dafür werden 75 Euro aufgerufen. Zahlbar in Kryptowährung wie etwa Bitcoins, die als digitale Zahlungsmittel nur schwer nachfolgbar sind.
Eine Sprecherin der Kreispolizei Mettmann erklärt: „Wir haben ein Strafverfahren eingeleitet und mit Ermittlungen begonnen.“ Dazu gehört an erster Stelle eine Ermittlung der Internetadressen des unter einem Decknamen auftretenden Anbieters.
Im Kreisgesundheitsamt waren die Verantwortlichen bei Nachfrage überrascht, was es denn digital so alles in den Weiten des World Wide Web zu kaufen gibt. Bislang gehöre es zu den täglichen Aufgaben der Mitarbeitenden, auch Anfragen von Polizei und Ordnungsämtern zu beantworten. Die Beamten melden sich, sobald ihnen bei Kontrollen der Verdacht hochkommt, ihnen könnte gefälschte Papiere gezeigt werden. Dabei seien bislang zehn mutmaßlich gefälschte Impfausweise und zwei illegale Genesenen-Bescheinigungen bekannt geworden, erklärte eine Kreissprecherin auf Nachfrage.
Die Kunden geben Feedback
für den Fälscher
Die gelben Impfausweise stehen bereits seit Monaten unter Verdacht, besonders leicht zu fälschen zu sein. Sie waren eigentlich ja auch nur als eine Art Merkbuch für die Besitzer gedacht. Dort ist nur ein Minimum an Informationen enthalten: das Datum der Impfung, Name und Charge des Impfstoffs, Name der Krankheit, der geimpften Person mit Geburtsdatum und Name und Anschrift des Arztes. Eine Signatur bestätigt das alles korrekt gelaufen ist.
Weil aber anhand von Impfstoff-Charge und Datum leicht herauszufinden ist, ob es sich bei einem Impfausweis bei einem Original oder eine Fälschung handelt, nutzen Kriminelle nun die Genesenen-Bescheinigungen, um Geld zu machen. Erst nach 180 Tagen verliert ein solches Papier seine Wirkung. Am Ende von Bestellen und Bezahlen im Darknet geht es zu wie bei beliebten Kleinanzeigen-Plattformen. Die Kunden geben Feedback für den Fälscher. In Deutsch scheint er schlecht aufgepasst zu haben: Mehrere Kunden bemäkeln Rechtschreibfehler. Die meisten Käufer aber loben die prompte Lieferung als ginge es um ein paar Schuhe: „fünf von fünf Sternen“.