Rote Welle verhindert Unfälle
Wo Autos stehen, kracht es seltener. Trotzdem möchte das Bürgerforum künftig sogenannte Gemeinschaftsstraßen erproben.
Mettmann. 14 Minuten hat Polizeioberrat Thomas Decken, der Direktionsleiter Verkehr im Kreis Mettmann, am Dienstagabend für die knapp zwei Kilometer von seiner Dienststelle vor den Toren Metzkausens bis zur Seniorenresidenz „Carpe diem“ an der Seibelstraße gebraucht.
„Ich stand an jeder Ampel. Mettmann ist fürchterlich zum Autofahren. Respekt, dass Sie hier leben“, sagte der Polizist, der beim Bürgerforum zum Thema Unfallschwerpunkte in Mettmann referierte.
Doch die vielen roten Ampeln, die die Autofahrer nerven, haben auch etwas Gutes. „Sie sind wahrscheinlich ein Sicherheitsfaktor, den Sie hier in Mettmann haben“, sagte Decken. Wo Autos stehen, passieren keine Unfälle.
Tatsächlich kracht es auf den Straßen in Mettmann weniger als in vielen anderen Städten des Kreises Mettmann. Gründe dafür sieht Decken in dem hohen Verkehrsaufkommen und der dichten Besiedlung.
Die jährliche Unfallstatistik der Polizei belegt, dass die Zahl der Unfälle in Mettmann seit einigen Jahren stetig sinkt — im ersten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. „Bei Mettmann bin ich gelassen, was das Unfallgeschehen angeht“, sagte Decken.
Einen Unfallschwerpunkt gibt es aus Sicht der Polizei nicht. Lediglich auf der Düsseldorfer Straße/Einmündung Auf dem Hüls, kommt es häufiger zu Auffahrunfällen. Decken: „Würden Sie die Ampel dort abbauen, würde es vermutlich nicht mehr so oft krachen.“
Auch der Bereich Zubringer Südring/Talstraße ist aus Sicht der Polizei kein Unfallschwerpunkt, auch wenn es dort in den vergangenen Jahren mehrere Unfälle gab. Sorgen bereitet der Polizei in Mettmann ein allgemeines Phänomen: Das Verhalten der Autofahrer wird immer aggressiver und frecher.
Dass Straßen, auf denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind (Shared Place), zu mehr Sicherheit führen, wollte und konnte Polizeioberrat Decken nicht bestätigen. Einen Modellversuch in Mettmann — so der Wunsch des Bürgerforums — würde er jedoch begrüßen. Decken: „Wenn Sie Unterstützung brauchen, können Sie auf uns zählen.“
Die Bereiche Jubiläumsplatz/Schwarzbachstraße, untere Johannes-Flintrop-/Breite Straße bieten sich aus Sicht des Bürgerforums für eine Shared-Space-Zone (Gemeinschaftsstraße) an.
Dem Forum ist es wichtig, dass die Bürger frühzeitig in die Verkehrsplanung, die nach Inbetriebnahme von Seibelquerspange und Osttangente für die Innenstadt geplant werden muss, einbezogen werden. „Und nicht erst, wenn Politik und Verwaltung schon ein Konzept erarbeitet haben“, sagte Vorsitzender Peter Feyen.
Eine Gemeinschaftsstraße — das beweise das Beispiel der niedersächsischen Stadt Bohmte — führe zu mehr Rücksichtnahme, zu mehr Sicherheit und sei darüber hinaus ein wichtiger Beitrag zur Attraktivierung der Innenstadt.