Stadtbilbliothek Erkrath: Pilgerstory ist absoluter Spitzenreiter

Die Bestseller bei den Ausleihen sind Hape Karkeling und Joanne Rowling. Aber auch „alte Schinken“ werden gepflegt.

Erkrath. Fast 100 Leser der Stadtbibliothek waren in diesem Jahr "mal eben weg". Sie pilgerten gemeinsam mit Hape Kerkeling nach Santiago de Compostela. Zugegeben, direkt dabei waren sie nicht, als sich der Autor auf dem Pilgerpfad Blasen an den Füßen lief. Sie folgten seinen Spuren im gleichnamigen Bestseller auf der Couch oder im Lesesessel.

Auf jeden Fall sorgten sie dafür, dass die Pilgerstory absoluter Spitzenreiter bei den Ausleihzahlen ist. Sechs Exemplare von "Ich bin dann mal weg" stehen in den Regalen beider Bibliotheken im Bürgerhaus und Kaiserhof, und auch die waren eigentlich immer weg. Dazu kommen die Hörbücher, die 40 Mal über die Ausleihtheke gingen.

"Bei den Kinder- und Jugendbüchern ist der neue Harry Potter Spitzenreiter", sagt Bibliotheksleiterin Michaele Gincel-Reinhardt. Überraschend ist das nicht, standen doch beide Bücher über Wochen hinweg auf sämtlichen Bestsellerlisten ganz oben.

Dass ein Buch sechsmal angeschafft wird, ist jedoch ziemlich selten. Meistens steht in jeder Bibliothek nur ein Exemplar, und die Spitzenreiter der Spiegel-Bestsellerliste werden außerdem im Bestsellerservice verliehen.

Bei einem Jahresetat von 30.000 Euro muss Gincel-Reinhardt allerdings auch sparsam haushalten. Etwa 2.500 Bücher können davon angeschafft werden. Ein Teil des Geldes ist für Zeitschriften, mehrbändige Werke und Loseblattsammlungen fest verplant.

Was letztlich im Regal steht, hängt aber nicht nur von den Wünschen der Leser ab. Denn ginge es nur darum, wären die Sachbereiche Philosophie oder Religion vermutlich längst abgeschafft worden.

"Wir bekommen Empfehlungen der Einkaufszentrale für Bibliotheken", erklärt die Bibliotheksleiterin, was zum Schluss im Warenkorb der Bücherei landet. Und dazu gehören eben auch Nietzsche und Kant. "Außerdem haben wir gerade den neuen Brockhaus mit 30 Bänden angeschafft."

Neben den Nachschlagewerken muss vor allem die Ratgeberliteratur ständig auf den aktuellen Stand gebracht werden. Denn nichts ist so uninteressant wie die Scheidungstipps oder der Steuerratgeber von vorgestern. Bei den Ausleihzahlen liegen neben den Bestsellern auch Musik-CDs und Konsolenspiele ganz vorn. "Da finanzieren sich die Neuanschaffungen aus den Ausleihgebühren", sagt Gincel-Reinhardt.

Und passiert mit Büchern, die keiner mehr liest? "Alles, was drei Jahre lang nicht ausgeliehen wurde, wird aussortiert." Dabei haben die Klassiker einen Sonderstatus: Sie bleiben im Regal. Denn ab und an verspürt doch mal jemand Lust auf Nietzsches "Zarathustra".

Zu den gekauften Neuanschaffungen kommen in jedem Jahr fast 2000 geschenkte Bücher, die in den Buchbestand eingearbeitet werden. "Das sind meistens aktuelle Werke, die einmal gelesen und dann nicht mehr gebraucht wurden", sagt Gincel-Reinhardt.

Auf insgesamt 62.000 Medien ist der Bestand beider Bibliotheken mittlerweile angewachsen. Auf der Wunschliste der Bibliotheksleiterin stehen etwa 3000 weitere Bücher - und noch möglichst viele Leser für die Bibliothek im Bürgerhaus, die durch den Brand im Vorjahr mehrere hundert Leser an Nachbarstädte verloren hat.