Traurige Mutter sucht ihren Sohn
Der 25-jährige Sascha ist seit Ende März verschwunden. Seine Mutter gibt die Hoffnung ihn zu finden nicht auf.
Für Irene Seelinger ist es ein Alptraum, aus dem sie immer noch hofft, einfach erwachen zu können. Seit drei Wochen sucht die Hombergerin verzweifelt nach ihrem Sohn. Der 25-Jährige ist seit dem 29. März verschwunden. „Mein größter Wunsch ist, dass er einfach um die Ecke kommt und wieder da ist. Er ist doch mein einziges Kind und hat seine ganze Zukunft noch vor sich“, sagt sie und ringt um Fassung.
Immer wieder sieht sie sich an jenem Sonntagmorgen von ihrem Bäckerwagen in Düssel, an dem sie Brötchen und Kuchen verkauft, nach Hause kommen. Der Wagen ihres Sohnes steht vor der Tür, sie freut sich auf das gemeinsame Frühstück.
Der Tisch ist bereits gedeckt, doch als sie das Zimmer ihres Sohnes betritt, ist es leer. Wenig später entdeckt sie seinen Abschiedsbrief. „Darin schreibt er, dass er uns für alles dankt, dass er mich liebt, aber nicht mehr leben möchte“, berichtet Seelinger.
Sie alarmiert sofort die Polizei, die mit zwei Mannschaftswagen kommt und die Umgebung durchkämmt. „Sie haben nichts gefunden. Anschließend haben wir mit der ganzen Familie noch bis Mitternacht jeden Stein umgedreht.“ Ein Hubschraubereinsatz bleibt erfolglos.
Die Polizei hat ihre Suche inzwischen weitgehend eingestellt. „Leider haben wir keine neuen Hinweise auf den Aufenthaltsort von Sascha Seelinger. Deshalb gestaltet sich die Suche sehr schwierig. Sollten wir weitere Anhaltspunkte bekommen, gehen wir ihnen selbstverständlich sofort nach“, sagt Claudia Partha von der Polizeipressestelle in Mettmann.
Irene Seelinger, Mutter des Vermissten
Verzweifelt bemüht sich Irene Seelinger um Aufklärung. Sie hängt an unterschiedlichen Orten Plakate mit dem Bild ihres Sohnes auf und verteilt Flyer. Die Ermittler können ihr dagegen kaum Zuversicht geben. „Sie haben mir gesagt, ich müsse mit dem Schlimmsten rechnen. Doch welche Mutter kann sich damit abfinden“, sagt Seelinger.
Nichts habe zuvor auf dieses tragische Verschwinden hingedeutet. Zwar habe ihr Sohn seit fünf Jahren unter Depressionen gelitten und sich immer weiter zurückgezogen, doch sie seien sich stets sehr nahe gewesen. „Er ist ein sehr gradliniger Mensch und würde nie aus einer Laune heraus so etwas tun“, sagt seine Mutter überzeugt. Sie schöpft Kraft aus der Unterstützung ihrer Familie, der Freunde und der großen Anteilnahme, die sie aus Düssel erreicht.
Seit ihr Verkaufswagen geschlossen ist, kommen fast täglich Briefe und Mails vom Bürgerverein und den vielen Kunden. „Es ist rührend, wie sie versuchen, meinen Schmerz mit mir zu teilen und dafür bin ich sehr dankbar, denn es ist nicht selbstverständlich.“ In der Dorfkirche brennen Kerzen für Sascha und Diakon Michael Anhut hat ihn in seine Fürbitten eingeschlossen. „Er war auch schon bei mir und hat gesagt, fünf Jahre sei ich die Seelsorgerin im Dorf gewesen und nun sei er dran.“
Es gab Tage, an denen sie aufgeben wollte, doch der Zuspruch gibt ihr den Mut zu kämpfen bis zum Schluss. „Wenn ich Gewissheit habe, ist noch genügend Zeit zu trauern.“ Die Unsicherheit, nicht zu wissen, was mit ihrem Sohn geschehen ist, lässt sie nicht ruhen. „Wenn er gestorben ist, möchte ich mich wenigstens verabschieden und ihn beerdigen.“ Doch bis dahin glaubt sie an das Leben.