Als die amerikanischen Panzer durch den Tunnel rollten
Am 16. April, heute vor 70 Jahren, endete der Krieg in Mettmann. Die Amerikaner kamen in die Stadt.
Frühling 1945: Die amerikanischen Truppen stehen am 15. April vor Düsseldorf und Hilden. In der Nacht zum 16. April heulen Granaten über Mettmann. In Hubbelrath, in der Nähe des Friedhofs, steht noch eine deutsche Flak-Batterie, die in Richtung Mettmanner Innenstadt schießt. Am nächsten Morgen, so berichtet Landwirt Gustav Voß in seinen Erinnerungen, die im Stadtarchiv liegen, „hörten wir vom Neandertal her das Rasseln der Panzerketten“. „In aller Eile“, so berichtete Bertha Kuhnke in ihren Aufzeichnungen (ebenfalls Stadtarchiv), hatte man in den Tagen zuvor noch völlig unzureichende Verteidigungsgräben ausgehoben, deren kleine Schießscharten in Richtung Düsseldorf zeigten. Am 16. April, ein strahlender Frühlingstag, wie die Zeitzeugen berichten, kamen die Amerikaner.
Vor 70 Jahren:
Die Stunde Null
Landrat Dombois, so erzählt Bertha Kuhnke (sie war als Dolmetscherin verpflichtet worden), stand mit seinem Fernglas am Fenster des Landratsamtes und rief plötzlich aus: „Sehen Sie mal hier durch. Da oben auf dem Gruitener Weg kommen die ersten Panzer, jetzt aber schnell!“ Von der Neanderstraße ging’s in schneller Fahrt zur Gartenstraße, wo Bürgermeister Lemke abgeholt wurde. Die Stadt, so seine Aussage, sollte kampflos übergeben werden. Eilig fuhr die Delegation die Bismarckstraße hinunter und stoppte am Hotel Vogel (Breite Straße).
Die Insassen sahen einen amerikanischen Panzer, der vor dem Tunnel am Brücker Berg stand und auf einen verlassenen Wehrmachtskübel-Wagen schoss, der vor der Gastwirtschaft Norbisrath stand. Der Delegationswagen wurde ebenfalls beschossen. Die Amerikaner standen vor Panzersperren, die am Tunnel und an der Breite Straße aufgebaut waren. Bertha Kuhnke: „Ein Bürger der Stadt hatte sich mit wehendem Mantel und weißem Schal zur Gruppe gesellt. Aus seinem Gang war zu schließen, dass er sich erst den nötigen Mut angetrunken hatte“. Er wurde gebeten, seinen weißen Schal zu schwenken. „Plötzlich hörte das Schießen auf, und ich vernahm das langsame Heranrollen der Panzer. Etwa bei Norbisrath hielt die Spitze an.“ Bürgermeister Lemke winkte Bertha Kuhnke heran. „Der Kommandant des ersten Panzers, ein verwegen aussehender Bursche mit grüngetarntem Stahlhelm, kletterte schnell wie eine Katze von dem Panzer herunter und richtete seine Maschinenpistole auf mich.“ Bertha Kuhnke erklärte, dass es keinen Widerstand gebe.