Diakonie lässt Forensik-Bau platzen
Das Gelände in Aprath soll nun doch nicht mehr verkauft werden. NRW-Ministerin Barbara Steffens zeigt sich von der plötzlichen Absage irritiert.
Die Nachricht kam aus heiterem Himmel: Die Bergische Diakonie Aprath teilte gestern dem NRW-Gesundheitsministerium mit, dass sie ihr Gelände doch nicht für den Bau einer Forensik ans Land verkaufen möchte. Damit ist die umstrittene Einrichtung für Wülfrath vom Tisch.
Nach zwei Jahren enger Planung mit dem Land, zeigte sich das Ministerium über den Sinneswandel angesäuert. „Wir sind irritiert über das plötzliche Nein der Bergischen Diakonie, die uns seinerzeit das Grundstück aus eigener Initiative angeboten hat“, sagt NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Die Grünen).
Claudia Panke, Bürgermeisterin
Auch Wülfraths Bürgermeisterin Claudia Panke betonte im Gespräch mit der WZ mehrmals, wie überrascht sie von der Entwicklung sei — und auch ein wenig enttäuscht über den spärlichen Informationsfluss. „Manche werden jetzt erleichtert sein, wirtschaftlich geht aber auch eine Chance verloren“, fasst sie die Situation zusammen. In Wülfrath werde man sich jetzt zusammen mit der Politik die Frage stellen müssen: Was bedeutet das für unsere weitere Stadtplanung?
Mit der Annahme, dass die Forensik nach Wülfrath kommt, waren einige andere Immobilienplanungen verzahnt. Die Diakonie hatte bis dato geplant, ihre Jugendpsychiatrie wegen des Baus der Forensik in die Innenstadt zu verlegen, in ein Gebäude der GWG, das jetzt wieder für alle Planungen frei ist.
Diakonie führt Kosten als Grund für das Umdenken an Woher der plötzliche Sinneswandel? Die Bergische Diakonie führt wirtschaftliche Gründe an. „Im Laufe des Verfahrens wurden die Kosten für uns immer klarer darstellbar“, sagt Sprecherin Renate Zanjani, die betonte, dass sich die Entscheidung niemand leicht gemacht habe. Doch am Ende sei die Rechnung nicht mehr aufgegangen. Gerade der Umzug der Jugendpsychiatrie in die Innenstadt sei „wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“ gewesen. Mit Druck von außen habe die Entscheidung nichts zu tun gehabt. „Genauso haben wir keinen Deal mit Wuppertal gemacht“, stellt Sprecherin Renate Zanjani klar.
Dass die Nachbarstadt jetzt die Forensik bekommen könnte, gilt als wahrscheinlich. Zwar prüft das Ministerium jetzt offiziell erst einmal alle Optionen, doch das Gelände im Stadtteil Lichtscheid war vor dem Angebot aus Wülfrath erste Wahl. Ministeriumssprecher Christoph Meinerz gab der WZ die Stoßrichtung vor: „Wir hatten diesen Standort ja schon einmal öffentlich gemacht.“
Nur: An diesem Punkt waren die Planungen ja schon vor langer Zeit. „Klar, wir haben zwei Jahre verloren“, sagt Meinerz. Eine endgültige Entscheidung soll nach den Sommerferien fallen.
Nachvollziehen kann das Land die Begründung „Wirtschaftlichkeit“ nicht. Der finanzielle Spielraum vonseiten NRWs sei immer klar und transparent gewesen, so Uwe Dönisch-Seidel, Landesbeauftragter für den Maßregelvollzug. „Umso verärgerter sind wir darüber, dass die Diakonie jetzt plötzlich ihr Angebot zurückgezogen hat.“