Ungewöhnliche Hobbys - Das tödliche Gift des Winzlings
Ein Mann aus Mettmann züchtet Pfeilgiftfrösche — darunter eine Art, gegen deren Gift es kein Gegenmittel gibt. Die Opfer sterben.
Mettmann. Schaurig klingt sein Name: „Schrecklicher Blattsteiger“ heißt der knallgelbe Pfeilgiftfrosch. Er heißt nicht umsonst so. Denn er ist einer der giftigsten Tiere, die es auf der Erde gibt. Wer mit diesem fünf Zentimeter großen Frosch in Kontakt kommt, hat kaum eine Chance, zu überleben — denn ein Gegengift gibt es nicht.
All das erfährt, wer Stephan Schneppering in Mettmann besucht. Denn der gelernte Drucker sammelt und züchtet Pfeilgiftfrösche — und der „Schreckliche Blattsteiger“ gehört zu seiner Sammlung. „Angst muss man vor meinen Exemplaren aber nicht haben“, sagt der Mettmanner. „Wenn die Blattsteiger in Gefangenschaft leben, dann verlieren sie ihre Fähigkeit, zu töten. In tropischen Gefilden sollte sich aber jeder vor ihnen in Acht nehmen.“
Doch nicht nur der Blattsteiger hüpft in den Terrarien von Schneppering: Da gibt es noch den Färber- und den Erdbeerfrosch oder den Blauen Baumsteiger. Insgesamt hält Schneppering 19 verschiedene Arten in den Kellerräumen. Insgesamt sind 50 Frösche in seinem Besitz.
Im Keller ist es schön warm, denn so lieben es die Tiere. Bei 25 Grad Mindesttemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent fühlen sich die Frösche wohl — so sehr, dass Schneppering Nachwuchs seiner Lieblinge garantiert ist. Neben den Terrarien stehen daher mehrere Plastikkisten, in denen Jungtiere untergebracht sind, und in einem anderen Kellerraum dürfen die Kaulquappen heranreifen, bis aus ihnen Frösche geworden sind.
„Das ist das, was mich fasziniert. Und mich freut es natürlich, dass die Zucht funktioniert“, sagt Schneppering. Wie viele Frösche im Jahr bei ihm aufwachsen, kann er nicht genau sagen. „Aber ich verkaufe schon einige an andere Froschliebhaber. Die nehmen teilweise bis zu vier Stunden Autofahrt in Kauf“, sagt der Mettmanner. Die Preise variieren zwischen 20 und 400 Euro.
Dass seine Leidenschaft für die Tiere so weit geht, dass er jeden Tag eineinhalb Stunden in deren Pflege investieren muss, hatte er anfangs nicht gedacht. Vor 16 Jahren ist Schneppering auf den Frosch gekommen. „Ich habe mich schon immer für Terrarien und tropische Pflanzen interessiert und viel gelesen. Und so bin ich auf die Pfeilgiftfrösche aufmerksam geworden“, erzählt er. Er habe dann Kontakt zu einem Züchter in Münster aufgenommen und die ersten Frösche gekauft. „Und jetzt bin ich halt selbst passionierter Züchter.“
Das wird schon am Eingang zu Schnepperings Haus deutlich. Über der Eingangstür sitzt auf einem Vordach ein Frosch und heißt Gäste willkommen, an der Klingel gibt es ein eigenes Schild mit dem Namen Frosch.
Dass der Mettmanner im besten Sinne besessen von den Tieren ist, wissen seine Freunde und Bekannten. „Die schenken mir eigentlich auch immer etwas, wo ein Frosch drauf ist“, sagt er. Und seine Familie? „Die geht damit auch gut um. Die wissen eben, dass ich mich nach 20 Uhr verabschiede und in den Keller gehe, um die Frösche zu versorgen.“
Zur Lieblingsspeise der Tiere zählen Erbsenblattläuse, tropische Asseln, Sprungschwänze und Fruchtfliegen. Manche der größeren Tiere fressen gerne auch mal ein Heimchen. Viele der Futtertiere züchtet Schneppering selbst. So wachsen büschelweise Erbsenpflanzen im Keller, an denen sich die Läuse vermehren, in Plastikboxen krabbeln Asseln. „Und Frösche können eigentlich immer fressen.“