Unternehmen finden immer schwerer passende Azubis
Beim „Business Talk“ in Haan berichten Ausbilder von ihren Betrieben und wie sie Lehrlinge rekrutieren.
Im Kreis Mettmann gibt es 970 freie Ausbildungsplätze und gleichzeitig 1533 Bewerber. Da sollte es doch ein Leichtes sein, die Lehrstellen zu besetzen, sollte man meinen. Ist es aber nicht.
Sabine Weyersberg, Ausbildungsleiterin bei der BIA Kunststoff- und Galvanotechnik Solingen
Fast 59 Prozent aller Schüler stürzen sich auf nur zehn Ausbildungsberufe, weiß Marcus Kowalczyk, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Die 340 anderen Berufe sind kaum bekannt. Oder aber Bewerber und Lehrstelle passen nicht zusammen. Für die Arbeitsagentur ist klar: Betriebe müssen neue Wege gehen, um geeignete Azubis zu finden. Wie das aussehen kann, erfuhren knapp 70 Unternehmer aus dem Kreis Mettmann und dem Bergischen gestern beim „Busines Talk“ auf Gut Hahn in Haan.
Die BIA Kunststoff- und Galvanotechnik aus Solingen etwa hat vor zwei Jahren einen Chemie-Preis für Realschüler aus der Klingenstadt ausgelobt. „Wir versuchen junge Leute ins Werk zu bekommen“, erläutert Ausbildungsleiterin Sabine Weyersberg.
Lars Michalski nimmt keine Praktikanten mehr. Sie seien häufig unpünktlich und unzuverlässig gewesen. Das ist der Chef der AS Glas- und Gebäudereinigungs Service GmbH aus Velbert leid. Er suchte per Annonce auf Englisch einen Azubi in Spanien — und fand Carlos, Anfang 20: „Mein absoluter Wunschkandidat. So jemanden hätte ich in Deutschland für einen Handwerksberuf nie gefunden.“ Michalski half Carlos bei der Wohnungssuche, organisierte einen Deutschkurs. Kürzlich hat er eine zweite Auszubildende eingestellt: Betty, eine junge Mutter aus Marokko. Wieder ein Glücksgriff, erzählt Michalski: „Ich bin ganz happy.“ Für Bettys Kind (3) hat er einen Betreuungsplatz besorgt. „Die Arbeitsagentur hat uns in beiden Fällen sehr geholfen“, bedankt sich der junge Unternehmer.