Verbraucher-Scouts sind startklar
Vor allem ältere Mitbürger gehen Tricks der Onlinehändler auf den Leim.
Kreis Mettmann. Otto Berger (67) war Verwaltungschef der Kreispolizei und hat nach eigenen Worten „immer wieder mitbekommen, wie alte Menschen von Betrügern abgezockt werden“. Das habe ihn motiviert, im Ruhestand bei einem im Kreis Mettmann startenden Pilotprojekt der Verbraucherzentrale (VZ) mitzumachen. Berger ist einer von vorerst 13 ehrenamtlichen Verbraucher-Scouts, die ab Juni vor allem ältere Menschen über Tücken der immer komplizierter werdenden Konsumwelt und Tricks informieren.
Elisabeth Schoemakers, Verbraucherzentrale
Die Reise im Internet buchen, Tickets per Handy bestellen, das eigene Bankkonto mit dem Laptop verwalten: Immer mehr Geschäfte werden per Computer abgewickelt — und damit kommen nicht alle Menschen zurecht. Gerade für Senioren seien bei Verbraucherfragen persönliche Gespräche sehr wichtig, sagt Erwin Knebel (67), der als VZ-Verwaltungsratsvorsitzender das Projekt mit angestoßen hat. „In gedruckter Form und im Internet gibt es Tipps zum Umgang mit den neuen Medien zwar in Hülle und Fülle, doch das überfordert auch viele ältere Menschen. Sie brauchen eine vertrauensvolle und persönliche Ansprache.“
Hier kommen die Scouts ins Spiel. Sie sollen nach Knebels Worten keine Konkurrenz zu den VZ-Beratungsstellen in Langenfeld und Velbert sein, sondern deren Arbeit ergänzen. Finanziert von der Stiftung Wohlfahrtspflege seien die etwa 100 000 im Kreis Mettmann wohnenden Senioren die Zielgruppe. „Die Scouts sind bereits selber im Ruhestand, wurden für ihre neue Aufgabe und verständliche Vorträge von der Verbraucherzentrale und Trainern geschult.“
Auf Anfrage (siehe Infobox) halten die Scouts ab Juni im gesamten Kreisgebiet gratis Vorträge in Begegnungsstätten oder bei Vereinen. Etwa über dubiose Geschäfte an der Haustür, Vertragsabschlüsse am Telefon oder Kaffeefahrten. Zudem verweisen sie ihr Publikum bei tiefergehenden Fragen auf die VZ-Beratungsstellen, etwa die in Langenfeld.
Deren Leiterin Elisabeth Schoemakers freut sich nach eigenen Worten sehr über die Unterstützung, die über die Vorträge hinausgehen soll. „Viele Ratsuchende kommen mit einer Tüte voller unsortierter Unterlagen. Wir haben einfach keine Zeit, solche Schreiben zu sortieren. Die Scouts können sicher vor den Beratungsgesprächen hierbei einspringen und erste Tipps geben.“ Auch der ehemalige Monheimer Sparkassendirektor Rolf Tiemann (66) gehört zu den 13 Ehrenamtlichen der ersten Stunde. Als langjähriger Ortsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt habe er mit vielen Senioren gesprochen und sehe einen großen Bedarf für das neue Angebot.
Ähnlich äußert sich der ehemalige Hochschullehrer Günther Stephan (64). Er ist kürzlich aus Baden-Württemberg nach Langenfeld gezogen und engagiert sich als Ruheständler in seinem neuen Wohnort über seine Tätigkeit im Malteser-Demenzcafé hinaus nunmehr in einem weiteren Ehrenamt. Ob der ehemalige Feuerwehrmann Hans Bongen (70), die pensionierte Fachhochschul-Professorin Gisela Losseff-Tillmanns (73) oder all die anderen Scouts: „Alle werden sehr viele eigene Ideen in ihre neue Tätigkeit einbringen“, meint Sigrid Backmann (49) vom VZ-Förderverein.