Mettmann „Mir fehlt der geregelte Ablauf“

Mettmann. · Maria Viehbeck will im Mai Abitur machen. Die Vorbereitung findet zu Hause statt.

Maria Viehbeck will in wenigen Wochen ihr Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium machen. Vorbereiten muss sie sich dafür zu Hause.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Die Abiturprüfungen sollen nach Beschluss der Landesregierung trotz Corona-Krise in diesem Jahr stattfinden, um drei Wochen nach hinten verschoben vom 12. bis 25. Mai. Damit hätten die Schüler mehr Zeit, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. „Das ist ein sehr faires Angebot. Jetzt gibt es Planungssicherheit für Schüler und Lehrer“, kommentiert Jens Teller, stellvertretender Leiter des Konrad-Heresbach-Gymnasiums – und möchte dennoch nicht verschweigen, was ohnehin viele denken: „Diese Terminierung ist nicht felsenfest, es gibt keine Garantie.“

Nicht felsenfest, keine Garantie, genau das macht vielen Schülern derzeit zu schaffen. Das berichtet beispielsweise Maria Viehbeck. Die 18-Jährige bereitet sich derzeit auf ihr Abi in Englisch, Erdkunde, Mathe und Spanisch am Heinrich-Heine-Gymnasium vor – und stellt noch jeden Morgen den Wecker, als ginge es zur Schule.

„Wir bekommen unsere Aufgaben ja jetzt per Mail und ich versuche dann, alles zeitnah zu erledigen“, erzählt Maria. Aber ihr fehlt der unmittelbare Kontakt zu den Lehrern, die schnelle Ansprache, wenn dann doch mal Fragen aufkommen. Und dann sei man zu Hause natürlich auch viel schneller abgelenkt. Doch noch mal aus dem Fenster gucken, einen Tee aufgießen, zweites Frühstück zubereiten?

„Die digitalen Lernmöglichkeiten sind schon in Ordnung, aber mir fehlen die Kontakte und der geregelte Ablauf in der Schule, die Anleitung durch die Lehrer, die uns durch den Stoff führen“, sagt Maria Viehbeck. Sie empfindet es als unfair, sich nun vieles selber erarbeiten zu müssen, immerhin fehlen ihr zwei Wochen Schulzeit.

Ob es einen Abi-Ball geben wird, ist äußerst fraglich

So ganz kämen viele Schüler derzeit auch nicht gegen das Feriengefühl an und es bestehe die Gefahr, den Lernstoff dadurch etwas zu entspannt anzugehen, erzählt sie. Und „einige sind traurig, dass zum Beispiel die Mottowoche im Vorfeld des Abiturs abgesagt wurden. Das sind Erfahrungen, die uns genommen werden. Außerdem fragen wir uns, ob es überhaupt einen Abi-Ball geben wird, die meisten haben schon Kleider dafür gekauft.“

Hanno Grannemann, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums, setzt derzeit alles daran, dass Lehrer und Schüler in Kontakt bleiben, sie mit Aufgaben und Rückmeldungen versorgen und den Verzagenden unter ihnen ein gutes Gefühl geben. „Wir wissen allerdings selbst nicht, ob der Schulbetrieb nach den Osterferien wirklich weitergeht, auch für uns ist diese Situation sehr unbefriedigend“, sagt Grannemann.

Aus seiner Sicht hätten die Prüfungen ohne dreiwöchige Verzögerung zum regulären Zeitpunkt stattfinden können. Die letzten Wochen vor den Osterferien seien für Abiturienten auch nicht entscheidend, diese Zeit diene generell eher der Wiederholung, der Festigung bereits bekannter Stoffe. Und das gehe auch auf digitalem Weg, die Lernforen funktionierten reibungslos, sagt Grannemann.

 Sein Fazit: „Die Verschiebung der Prüfungen ist unglücklich, sie lässt die Schüler im Ungewissen. Und zu viel Aufschub ist irgendwann auch nicht mehr realistisch, wenn die Prüfungen noch in diesem Schuljahr stattfinden sollen.“