Prozess gegen einen 26-Jährigen: „Es war meine Psychose“
Einem Mettmanner (26), der eine 86-jährige Frau fast zu Tode getreten und Hund Bella erhängt haben soll, droht die zwangsweise Unterbringung in der Psychiatrie.
Wuppertal/Mettmann. Eine Schulklasse ist das Publikum für den 26-jährigen Beschuldigten im Landgericht Wuppertal. Halb hinter Kameras und Reportern verborgen, sieht man die immer länger werdenden Gesichter der Jugendlichen.
Vor der Schwurgerichtskammer wird über einen psychisch kranken Mettmanner verhandelt. Im vergangenen November soll er eine 86-jährige Frau an einer Bushaltestelle in Erkrath unvermittelt brutal getreten und geschlagen haben. In Hilden hatte die Strangulation des Berner-Sennen-Welpen Bella wenige Tage zuvor am Rand der Ohligser Heide für Entrüstung gesorgt. Seit Freitag prüft die 1. Schwurgerichtskammer, ob von dem Beschuldigten weitere schwere Straftaten zu erwarten sind. In diesem Fall könnte er zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen werden.
Laut eines vorläufigen Gutachtens gilt er als schuldunfähig. „Hier geht es wirklich nicht um Strafe, sondern um Sicherung“, erläuterte der Richter den Zuhörern im Saal. Sie habe erst gedacht, jemand würde die Bushaltestelle zerstören wollen, berichtete eine Augenzeugin. Erst später habe sie wahrgenommen, dass die Tritte aus dem Sprung heraus gegen die 86-jährige Frau gerichtet waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass jemand so eine Gewalt gegen eine Person entfesseln kann“, sagte die Zeugin.
Das Opfer hat mit einem Schädel-Hirn-Trauma überlebt. Kurz vor diesem Überfall war es ein Ehepaar, das der Mettmanner beim Walken angegriffen hatte, zehn Tage davor soll er die Hündin Bella an einem Baum in der Krüdersheide zwischen Hilden und Ohligs erhängt haben. Der Welpe war einer Langenfelderin beim Spaziergang entrissen worden.
„Der Beschuldigte hat jeglichen Bezug zur Realität verloren“, sagte Staatsanwältin Friedel Heuermann am Freitag. Besonders heikel: Der Mettmanner war bereits früher durch Gewalttätigkeiten aufgefallen, hatte sich freiwillig zur Behandlung in die Landesklinik nach Langenfeld begeben. „Da ist er aber wieder abgehauen“, sagte sein Betreuer von der Diakonie. Er sei nicht aktiv geworden, weil es von den Ärzten kein Signal hinsichtlich einer Gefahr gegeben habe.
Der Beschuldigte hat angegeben, die Medikamente abgesetzt zu haben, weil sie ihn müde gemacht hätten. „Das war mit Abstand der heftigste Fall seit Jahren. Es ist sehr bedauerlich“, sagt der Geschäftsführer der Diakonie im Kreis Mettmann, Michael Reichelt, auf Anfrage unserer Zeitung. Grundlage des Betreuungsrechts sei, möglichst wenig in die Rechte des Betreuten einzugreifen. Es gebe wöchentliche Dienstbesprechungen, um alle Fälle zu bewerten.
Der Beschuldigte äußerte sich nicht zur Tötung des Hundes, räumte aber die Angriffe in Erkrath ein: „Ich kam nicht aus meinem Film raus. Das war meine Psychose.“ Inzwischen vertrage er aber die Medikamente besser und es gehe ihm wieder gut.
Der Prozess wird fortgesetzt.