60 Minuten: Erst Frühstück, dann Fritten
Hektische Geschäftsmänner und ruhige Rentner — die Gäste bei McDonald’s sind sehr verschieden.
Ratingen. Ungewöhnliche Duftnote im Burger-Restaurant: Eine Melange von frisch gebrühtem Kaffee, aufgebackenen Hörnchen und gebratenen Spiegeleiern durchzieht das Schnellrestaurant an der Lise-Meitner-Straße, in dem gewöhnlich Frittier- und Bratgerüche dominieren. Um 10.15 Uhr gibt es noch keine Burger und Fritten, dennoch herrscht bereits reger Betrieb: Es ist Frühstückszeit.
Ein junger Mann mit Schlips und dunkelblauem Anzug zieht aus seinem Designer-Rucksack Unterlagen und blättert sie durch. Mechanisch rührt er dabei seinen Kaffee im Pappbecher um. Über seinem Kopf flimmern auf dem großen Flachbildschirm Werbung, Musikvideos und Nachrichten. Beim Wetterbericht hebt er kurz den Kopf, vertieft sich dann wieder in seine Papiere. Die Börsenkurse interessieren überhaupt nicht. Ein Blick auf die Uhr: Hastig verstaut er die Blätter im Rucksack, der Kaffeebecher wird im Stehen geleert.
Ein Geschäftmann läuft mit dem Handy am Ohr laut schwatzend vor der Verkaufstheke hin und her. Als er sein Gespräch beendet hat, ordert er und trägt sein Tablett zu einem Stehtisch. Mit einem Seitenblick auf den Bildschirm schlingt er sein Croissant hinunter und greift wieder zum Handy. Die Mitarbeiterinnen im nutzen die besucherarme Zeit für ein kleines Schwätzchen, eine Kollegin poliert am Kaffeeautomaten herum, aus den Deckenlautsprechern klingen blechern Hits aus den Charts.
Im Lounge-Bereich des McCafé sitzen verstreut einige Gäste. Eine junge Frau beobachtet tief in den Ledersitz gelehnt durch die große Fensterfront den Verkehr auf der Straße. Ein älterer Herr blättert im „Spiegel“. Kaffeebecher und Kartons mit Speisen hat er wie eine Wagenburg um das Heft aufgebaut. Etwas abseits in einer Ecke am Fenster sitzt sich ein Pärchen gegenüber. Vornübergebeugt sprechen sie leise miteinander, nippen zwischendurch an ihrem Kaffee.
Die Frühstückszeit ist vorbei: Der erste Burger wird bestellt. „BigMac, Pommes, große Cola“ ordert die Frau im orangefarbenen Anorak. Mittagessen um 10.40 Uhr? Sie sucht sich einen Platz mit Blick auf den Fernseher und breitet ihr Menu auf dem Tablett aus. Drei Oberstufenschüler vom nahe gelegenen Bonhoeffer-Gymnasium stimmen ihre Speisenauswahl ab. Cheeseburger, BigMac, Eisbecher, Cola — nach der Matheklausur brauchen sie eine Stärkung — „den Akku aufladen“.
Im McCafé ist es ruhiger geworden. Eine Mitarbeiterin ordnet die Auslagen in der Vitrine und richtet die Tortenstücke neu aus. In der Küche wird jetzt kräftig getoastet und gebraten. Der Andrang nimmt von Minute zu Minute zu. „Hamburger“ hier, „mittlere Pommes“ da, Getränke zum Selberzapfen. Nach Schulschluss geht es noch einmal richtig rund, wenn sich schwatzende Schülergruppen vor dem Ausgabetresen drängeln.