Anwohner wünschen sich mehr Ruhe
Die Stadt hatte zur zweiten Info-Veranstaltung für die Anlieger der Notunterkunft am Karl-Mücher-Weg eingeladen.
Ratingen. Großer Andrang: Rund 50 Menschen standen am Montagabend vor verschlossenen Türen und begehrten Einlass. Aber da Sozialamtsleiter Klaus Pakusch mit dem Schlüssel für den Seniorentreff Süd im Stau stand, dauerte es etwas bis die Anwohner zur zweiten Info-Veranstaltung über die Flüchtlingsnotunterkunft am Karl-Mücher-Weg Zugang bekamen.
Eine Stunde lang standen Pakusch, Sozialdezernent Rolf Steuwe und die Integrationsbeauftragte Zeliha Yetik den Menschen aus dem Viertel Rede und Antwort. Denen muss man Respekt zollen: Wo anderswo in diesem Land Steine oder Brandsätze fliegen und Hasstiraden die Diskussion aufheizen, herrscht in Süd ein absolut gemäßigtes Klima.
„Erst einmal möchte ich ein Lob an die Verwaltungs aussprechen, dass sie so offen mit uns kommuniziert“, erklärte einer der Anlieger gleich zu Beginn, der dann detailliert aber ohne sich in Anfeindungen zu verstricken über seine Probleme mit den neuen Nachbarn berichtete: „Unser Grundstück grenzt direkt an den Bolzplatz, wo bis in den späten Abend Fußball gespielt wird. Die Bälle fliegen gegen den Gitterzaun, an Schlaf ist nicht zu denken.“ Erfahrungen, die auch andere Bewohner gemacht hatten: „Ich finde es sehr gut, dass die Stadt so schnell eine Aufnahmemöglichkeit für diese Menschen geschaffen hat, das Problem mit dem Lärm müssen wir aber irgendwie in den Griff bekommen“, so eine weitere Anliegerin.
Rolf Steuwe, Sozialdezernent
Sozialdezernent Steuwe versprach Abhilfe: „Wir werden uns darum kümmern, dass die Ruhezeiten, die das Gesetz vorsieht, eingehalten werden.“ Der Sicherheitsdienst, der von den Rathaus-Vertretern viel Lob bekam, soll die Bewohner für ein gutes Miteinander mit den Anliegern sensibilisieren.
Wie lange die ehemalige Hauptschule als Notunterkunft dienen soll, dazu konnte Steuwe auch diesmal keine Antwort geben: „Wer die Bilder in den Nachrichten sieht, weiß genau, dass hier im Moment nichts planbar ist.“
Er habe aber der Bezirksregierung signalisiert, dass der Komplex zum Schuljahr 2016/ 2017 als Ausweichmöglichkeit für das innerstädtische Gymnasium benötigt wird. Das soll dann umfassend saniert werden. Man sei auf der Suche nach anderen geeigneten Objekten, zumal es durchaus sein kann, dass Ratingen wie andere Städte noch eine zweite Notunterkunft mit 150 Plätzen zur Verfügung stellen muss: „Allerdings habe ich im Moment noch keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen sollen“, so Steuwe nach der Veranstaltung im Gespräch mit unserer Redaktion.
Was auch auf die Stadt zukommen kann, ist die Bereitstellung einer dauerhaften Einrichtung für mehrere hunderte Menschen, die dann auf das Gesamtkontingent der Stadt angerechnet und komplett vom Land finanziert würde. Hier kämen alte Bürogebäude in Frage. Immer öfter ist dabei zu hören, dass das alte Cemex-Gebäude an der Daniel-Goldbach-Straße dabei eine Rolle spielen könnte. Dort hatte zuletzt der Besitzer gewechselt, das alte Bürohaus wird auf Vordermann gebracht. Steuwe wollte dazu keinen Kommentar abgeben.