Ratingerin veröffentlicht Buch Barbara Ming liest im Jugendzentrum

Ratingen · Mit „Rundflug über Abstrusien“ veröffentlich die Ratinger Autorin Barbara Ming ihr achtes Buch. Am Sonntag, 19. Juni, stellt sie es bei einer Lesung im Jugendzentrum Lux vor. 

 Autorin Barbara Ming mit ihrem Partner und Literaturkreismitstreiter Ulrich Scharfenorth.

Autorin Barbara Ming mit ihrem Partner und Literaturkreismitstreiter Ulrich Scharfenorth.

Foto: Achim Blazy (abz)

(abin) Ein paar Mal schon wollte die Ratinger Autorin Barbara Ming den sprichwörtlichen Griffel fallen lassen. Doch ein Gang zum Einkaufen, ein aufgeschnapptes Gespräch oder die Lektüre der morgendlichen Zeitung – und das Gedankenkarussell dreht sich wieder. Das Ergebnis heißt „Rundflug über Abstrusien“. Das neueste Werk der Schriftstellerin hat gerade den Weg in die Buchhandlungen gefunden.

Warum es eine Sammlung aus kurzen Texten und Gedichten ist, erklärt Ming ganz einfach: „Romane schaffe ich einfach nicht.“ Wochen-, am Ende monatelang um ein einziges Thema zu kreisen – das liegt der Ratingerin einfach nicht. „Ich springe lieber von Thema zu Thema, wie sie mir in den Kopf kommen oder mir auf der Straße begegnen.“ Und die spart nicht mit Anregungen.

Auch von Versmaßen mag sich Ming nicht einengen lassen. „Ich schreibe seit meinem 14. Lebensjahr eigene Texte“, erzählt sie. „Ich bin in der Lyrik zu Hause.“ Im Laufe der Zeit als Schriftstellerin hat sie sich von Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst ebenso gelöst, wie von der Idee, dass ihre Veröffentlichungen um ein Thema kreisen müssen. Ming hat ein eigenes Wort für ihre Texte: „Ich nenne es Erzählminiaturen.“

Der rote Faden in ihren Büchern ist die Erzählform. Wachsam und scharfsinnig beobachtet Ming ihre Umwelt und bringt ihre ganz persönlichen Erkenntnisse an den Leser. „Google Maps aufrufen. Einen Ort bestimmen. Dann Satellitenbild anklicken. Und schon kann ich aus einer unglaublichen Höhe auf die Erde niederrauschen wie ein Greifvogel, der Beute ausgemacht hat“, so die ersten Sätze des Buches. Mal drastisch, direkt und überdeutlich, mal humorig, mit einem Augenzwinkern bringt Ming ihre Beobachtungen zu Papier. Freunde von hintergründigen Wortspielereien werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.

Vor wenigen Tagen erst präsentierte die Ratingerin ausgewählte Lesestücke einem Publikum in Gerresheim und wurde dort mit Anerkennung für ihre Mühen belohnt. Die Ratinger kommen am Sonntag, 19. Juni, ab 17 Uhr im Jugendzentrum Lux, mit dem Ming und ihr Lebensgefährte Ulrich Scharfenorth als Köpfe des Literaturkreises ERA lange konstruktiv zusammen gearbeitet haben, in den Genuss einer Lesung mit Barbara Ming. Die Texte sind längst ausgewählt. „Es darf geschmunzelt werden“, verspricht Ming. Die Menschen zum Lachen zu bringen und dabei anspruchsvoll zu bleiben, sei durchaus eine Herausforderung, so die Autorin.

Apropos ERA. Fast 30 Jahre lang leitete Ming den Literaturkreis, brachte Autoren zusammen, organisierte Lesungen und suchte stets, die Menschen für Literatur zu begeistern. Besonders beim jungen Publikum kein leichtes Unterfangen. Im Herbst vergangenen Jahres gaben Ming und Scharfenorth den Literaturkreis auf. Nach so vielen Jahren mit spannenden Begegnungen war sicherlich auch ein bisschen Wehmut im Spiel. Für Ming aber auch so etwas wie ein Befreiungsschlag. Ohne die organisatorischen Aufgaben des Literaturkreises und in der Stille des Lockdowns blieb Zeit für Beobachtungen und Zeit, diese zu Papier zu bringen.

Und warum Abstrusien? „Abstrusien ist eine Steigerung von Absurdistan“, findet Ming. Nicht immer sei der Alltag in Humor auflösbar, manchmal sei es eben schlimmer – abstrus.

Trotzdem kann sich die Ratingerin nicht satt sehen und hören an den Dingen, die sie umgeben. Immer wieder pflanzen ihre Beobachtungen ihr neue Ideen ein. Schon wieder hat rund ein Dutzend neue Gedichte zu Papier gebracht. Dass ihr die Anregungen ausgehen – unwahrscheinlich. Und wer weiß, vielleicht erscheint ja eines Tages das neunte Werk der Autorin.