Christian Wiglow, SPD: „Die City hat genug Parkplätze“

Christian Wiglow, Fraktionschef der SPD, sagt in der WZ: Er habe keine Probleme, im Zentrum zu parken.

Ratingen. Parken ist das Thema in der Ratingen. Manche Bürger und Politiker sagen, mit dem Abriss des Parkhauses an der Kirchgasse drohe ein Chaos in der Innenstadt, weil es dann zu wenig Stellplätze gibt.

Herr Wiglow, laut Stadtmarketing leben sie in einer attraktiven Einkaufsstadt. Sehen Sie das auch so?

Christian Wiglow: Ja, Ratingen ist eine attraktive Stadt. Und dass viel schlecht geredet wird — wie beispielsweise das Einkaufsangebot oder die Parkplatzsituation —, ist mir zu defizitorientiert. Die Leute sollen doch froh sein, dass es noch so ein Angebot gibt. Da sieht es in anderen Städten viel schlechter aus.

Dennoch wirkt die Kampagne des Stadtmarketings für Bürger wie ein Scherz. Früher konnten sie zwei Stunden kostenlos parken, jetzt nur eine. Und darauf sollen sie auch noch stolz sein.

Wiglow: Ich bin ja kein bedingungsloser Fan des Stadtmarketings, aber ich finde es gut, dass das Marketing versucht, diesen Vorzug Ratingens herauszustreichen. Außerdem müssen wir uns auch das Einzelhandelsangebot anschauen. Für dieses Angebot gibt es sehr viele Parkmöglichkeiten, die günstig sind.

Also ist Ratingen die Insel der Glückseeligen?

Wiglow: Wo ist schon die Insel der Glückseeligen. Aber wir haben 1800 Parkplätze in der City. Und die Aufregung, die derzeit herrscht, wir hätten in Zukunft zu wenig Parkplätze, wenn das Parkhaus Kirchgasse abgerissen wird, ist absurd. Da wird ein Popanz aufgebaut. Da fallen zwar 120 Plätze weg, aber unter dem Stadttor entstehen dafür 60 Plätze, und am Markt werden auch weitere Stellflächen kommen. Der Saldo stimmt also.

Das haben Sie ja auch in der Diskussion um die Tiefgarage am Beamtengäßchen deutlich gemacht. Ihrer Meinung nach ein unnötiges Vorhaben. Wieso?

Wiglow: Es gibt mehrere Kritikpunkte. Erstens wird durch so ein Bauvorhaben eine der wenigen Grünflächen in der Innenstadt zerstört. Der alte Baumbestand fiele weg, was sehr schade wäre. Kritisch sehen wir auch, dass für so ein Projekt nicht einmal der Bedarf weiterer Parkplätze nachgewiesen wurde. Wir reden hier über Kosten von drei Millionen Euro, die die Tiefgarage kosten würde.

Aber was sagen Sie den Einzelhändler und Bürgern, die darüber klagen, dass es zu wenig Parkplätze gibt. Nehmen Sie das nicht ernst?

Wiglow: Doch durchaus, aber ich kann ihnen sagen, dass das nicht stimmt. Die Realität zeigt, dass meistens die zweiten Etagen der Tiefgaragen leer sind. Und manche Parkhäuser werden gar nicht genutzt — wie das am früheren Hertiehaus. Und was auch mal gesagt werden muss: Wenn man eine historische Innenstadt hat, kann man nicht erwarten, dass man direkt vor dem Laden parken kann. Es gibt eben kein Grundrecht fürs Parken vor dem Geschäft.

Haben Sie eigentlich ein Auto und können das wirklich nachvollziehen?

Wiglow: Ja, ich habe eins und meine Frau hat auch eins. Und ich kann Ihnen sagen: Ich hatte noch nie ein Problem, einen Parkplatz zu finden.

Sie wissen aber selbst, dass es in anderen Fraktionen große Befürworter für die Tiefgarage am Beamtengäßchen gibt. Was wollen Sie jetzt tun?

Wiglow: Wenn es konkret werden sollte, wollen wir mit allen Mitteln versuchen, das Vorhaben zu stoppen. So wird unser Abstimmungsverhalten im Rat und in den Ausschüssen sein, aber eine Bürgerversammlung ist auch denkbar. Und wir haben ja auch bald Wahlen. Das kann ein Thema werden.

Warum haben Sie sich eigentlich nicht zum Parken am Blauen See geäußert?

Wiglow: Das war ein Ressourcenproblem, und ich kann nicht alles alleine machen. Fest steht: Das Parken im Landschaftsschutzgebiet ist nicht in Ordnung. Aber die Sache läuft ja jetzt schon einige Zeit. Und andere haben schon alles gesagt, das müssen wir nicht nachbeten.

Kommunalpolitiker haben von den Zuständen lange gewusst. Warum war in den politischen Gremien niemand hartnäckig und hat nachgehakt?

Wiglow: Wir haben die Sache mit dem Blauen See im Rat angesprochen. Aber dann war es auch kein Thema mehr, weil die Verwaltung suggeriert hat, sie kümmere sich um die Angelegenheit.