Christiane Pfeiffer: „Pracht, Inszenierung, Eleganz“
Christiane Pfeiffer macht Kostüme. Die gelernte Herrenschneiderin hat sich dabei dem venezianischen Karneval verschrieben.
Ratingen. Sie kommt gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. „Das ist einfach Pracht, Inszenierung und Eleganz.“ Wenn Christiane Pfeiffer über den Karneval in Venedig redet, dann werden ihre blauen Augen immer größer und leuchten. Dabei hat die 50-Jährige den Karneval in Venedig nicht wirklich live gesehen, auch wenn sie schon in der Stadt war. „Aber das wird sich jetzt ändern. Dieses Jahr erlebe ich das närrische Treiben sehen“, sagt Pfeiffer . Am 11. Februar geht es für sie nach Venedig. Und im Gepäck hat sie jede Menge Kostüme, Masken und Hüte — aus ihrer eigenen Produktion.
Seit sechs Jahren sitzt Pfeiffer an der Singer-Nähmaschine und schneidert farbenfrohe Kostüme nach venezianischen Vorbildern. „Vor sechs Jahren war ich das erste Mal mit meinem Mann nach unserer Hochzeit in Venedig. Und dort habe ich das erste Mal diese unglaublichen Kostüme gesehen“, erzählt die Ratingerin. „Da ging mir als gelernte Herrenschneiderin natürlich das Herz auf. Man hat automatisch ein Blick für alles, was mit Stoffen zu tun hat“, sagt sie.
Deshalb war für sie auch ganz klar, als sie zurück in Deutschland war: Jetzt geht es ab an die Nähmaschine. „Ich wollte es einfach selbst ausprobieren, habe jede Menge Stoff besorgt und mich an die Arbeit gemacht“, sagt sie. Ihre Ausbildung als Herrenschneiderin kam ihr dabei zugute, „wenn es auch was völlig anderes ist, so ein Kostüm zu nähen als ein Sakko oder eine Hose“.
Schnittmuster benötigt Pfeiffer nicht für ihre venezianischen Kreationen. „Das habe ich irgendwie alles in meinem Kopf“, sagt sie. Oft habe sie auch nur eine vage Vorstellung davon, wie das Kostüm letztlich aussehen soll. „Ich setze mich dann einfach an die Nähmaschine und arbeite drauf los. Im Laufe des Arbeitsprozesses zeigt sich dann, wie sich das Kostüm entwickelt und was letztlich draus wird.“
Mittlerweile hat sie zwölf Kostüme hergestellt. Sechs davon befinden sich noch in ihrem Besitz, den Rest hat sie verkauft. Die Preise variieren je nach Arbeitsaufwand zwischen 400 und 4500 Euro. „Dann ist es aber auch ein sehr aufwendiges Kostüm, bei dem die Materialkosten sehr hoch waren und viele Arbeitsstunden drinstecken.“ So ein Kostüm ist zum Beispiel das mit dem Namen „Winterhexe“ — eine Art weißer Umhang mit viel Tüll am hinteren Teil und einem Hut, der größer ist als ein Medizinball. 800 Euro für Stoffe, Perlen, Ketten, Strasssteinchen und Pailletten und 250 Arbeitsstunden an der Nähmaschine und ihrem Arbeitstisch stecken in dem Kleid.
„Bis jetzt ist das nur ein Hobby. Ich habe das nebenberuflich gemacht. Aber es gibt jede Menge Anfragen, so dass ich mir überlege, mich selbstständig zu machen“, sagt Pfeiffer, die nicht nur Kostüme schneidert, sondern auch passende Schuhe, Hüte und Masken herstellt.
Gerade die Letzteren seien beliebt. „Ich denke, dass das eine Marktlücke ist, die ich besetzen kann.“ Sie denkt zum Beispiel darüber nach, Masken für Vereine mit deren Logos herzustellen. „Aber das wird sich alles noch zeigen und hängt davon ab, wer Interesse an so etwas hat.“ Selbst, wenn das nicht auf Anhieb klappt, habe sie noch jede Menge andere Ideen, wie sie ihre Kostüme und Accessoires an den Mann und an die Frau bringen kann. „Denn meine Kostüme sind nicht nur für die Damenwelt. Auch die Herren bekommen schöne Dinge, wenn sie sie haben wollen.“
Jetzt bereitet Pfeiffer sich erst einmal auf ihre Urlaubsreise nach Venedig vor — und wird sicherlich mit jeder Menge Ideen für viele neue Kostüme wiederkommen.