Defekter Lift sorgt für Ärger
Seit sechs Wochen müssen am Ostbahnhof Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen einen beschwerlichen Umweg nehmen.
Ratingen. Die 23 Stufen sind ein schier unüberwindliches Hindernis. 23 Stufen runter und 23 Stufen rauf. Mit Kinderwagen, Rollator oder Gehstock ist die Unterführung am Ostbahnhof nur zu bewältigen, wenn hilfsbereite Mitmenschen zugreifen oder unterhaken. Wer im Rollstuhl sitzt, muss einen langen und beschwerlichen Umweg fahren.
Grund für derlei Hemmnisse: Der defekte Aufzug am östlichen Gleis. Schon seit 31. Mai steht der Lift, der Gehbehinderten, Rollstuhlfahrern oder Leuten mit Kinderwagen den Zugang zum Gleis nach Essen ermöglichen soll, still. Das städtische Tiefbauamt hat einen Hinweiszettel an der verschlossenen Glastür angebracht („Der Aufzug ist leider außer Betrieb“) und verweist auf die Servicenummer der Aufzugsfirma.
Ruft man dort an, wird man aufgefordert „die Fabriknummer bereitzuhalten“. Der freundliche Mann im Berliner Callcenter erklärte aber gerne, wo man die Nummer findet: „Die steht im Aufzug.“ Dass der außer Betrieb und deshalb auch geschlossen ist, machte ihn nachdenklich. Dann wurde er in seinen Unterlagen fündig: „Wir haben ein Angebot an die Stadt gestellt.“ Wann sich in Sachen Reparatur irgendetwas bewegt, könne er nicht sagen.
„Der Auftrag ist erteilt. Wir werden jetzt noch mal nachhaken und Druck machen“, sagte Fabian Böttcher, im Tiefbauamt zuständig für die Unterhaltung der Aufzüge. Das sei ein leidiges Thema, „wir wissen aber um die Brisanz“. Ursache für den Ausfall des Aufzuges sei ein Wasserschaden. Und der sei baubedingt entstanden.
Auch die anderen Aufzüge seien deswegen immer wieder ausgefallen. „Wir haben inzwischen versucht, mit Vordächern Abhilfe zu schaffen und den dritten Aufzug gleich mit einem Vordach errichtet.“ Doch die Störanfälligkeit sei damit nicht behoben. Die Kosten für die Reparaturen trage der Eigentümer — also die Stadt. „Böttcher: „Damit müssen wir leben.“
Für WZ-Leserin Anneliese Jakobs ist das ein untragbarer Zustand. „Wir beobachten seit längerer Zeit, wie sich die Frauen mit Kinderwagen abschleppen müssen und Rollstuhlfahrer den langen Umweg über die Brücke am Ostbahnhof machen müssen. Schon die Steigung dort ist nicht zumutbar.“
Dass der Aufzug mal kaputt gehen könne, sei normal. Auch ein Ausfall von 14 Tagen könne sie noch hinnehmen. Inzwischen seien aber fast sechs Wochen ins Land gegangen. „Müssen die Ersatzteile aus Südafrika herangeschafft werden?“, fragt sich Jakobs.
Auch Ingrid Hartmann ärgert sich über den Ausfall. Sie wohnt in Ost und fährt täglich mit dem Rad in die City. Dabei nutzt sie meistens den Aufzug, um die Steigung an der Brücke zu umgehen. „Es war eigenartig. Beim Herunterfahren hörte man immer so komisch Wasserglucksen.“ Ihrer Ansicht nach sei der älteste der drei Aufzüge der „fitteste“.