Die Stadt sprüht 354 Eichen ein
Der gefährliche Eichen-Prozessions— spinner ist auch in Ratingen auf dem Vormarsch. Er wird derzeit von Experten mit speziellen Bazillen bekämpft.
Ratingen. Gestern morgen ging es los: Schädlingsbekämpfer einer von der Stadt beauftragten Firma rückten aus, um zunächst um die Christian-Morgenstern-Schule herum Eichen zu benebeln, die vom Eichen-Prozessionsspinner befallen sind. Die Firma setzt dabei auf eine biologische Bekämpfung der Raupen.
„Hierbei wird an 354 Eichen im Stadtgebiet der ,Bazillus Thuringiensis’ im Sprühverfahren ausgebracht. Dieses Präparat hemmt die Weiterentwicklung der Raupen des Eichen-Prozessionsspinners und verhindert so die Entwicklung der Gifthaare“, erklärt Gärtnermeister Michael Götze vom Grünflächenamt. Eine Gesundheitsgefährdung für Menschen, Haus-, Wirbel- oder Nutztiere wie zum Beispiel Bienen bestehe durch diese Bekämpfung nicht.
Die Gifthaare werden auch Brennhaare genannt und brechen leicht ab. Dann fliegen sie durch die Luft. Werden sie eingeatmet, können sie bei Menschen Allergien auslösen. „Das ist vergleichbar mit Brennnesseln: „Manche stecken das so weg, aber andere sehen nach Kontakt mit den Raupen aus wie ein Streuselkuchen“, erklärt Götze. Überflüssig zu sagen, dass die Raupen des Spinners auf einem Schulhof absolut ungebetene Gäste sind.
Michael Götze, Gärtnermeister
Die Eichen-Prozessionsspinner sind an den Bäumen gut zu erkennen: „Sie bilden tennisballähnliche Gruppen und sind sehr gesellig: Wenn sich einer auf den Weg macht, um zu fressen, folgen die anderen wie bei einer Prozession“, erklärt der Experte. Die Prozessionsspinner sind vor sechs oder sieben Jahren zum ersten Mal in Ratingen aufgetaucht. „Vorher waren sie schon am Niederrhein.“
In Deutschland sei er mittlerweile in allen Bundesländern vertreten. Die Bekämpfung erfolgt in zwei Phasen: Nach der Benebelung werden die Raupen begutachtet und weitere Schritte überlegt: „Es kommt darauf an, wie weit die Entwicklung fortgeschritten ist. Ab der dritten Häutung wird es gefährlich, weil dann die Brennhaare erzeugt werden. Deswegen werden die Nester in einem zweiten Arbeitsgang von den Bäumen abgesaugt und anschließend verbrannt.“ Die gefährlichen Brennhaare sind nämlich noch jahrelang wirksam — auch wenn die Raupe beziehungsweise der Falter längst tot ist.
Gesunde Eichen verpacken die Attacke der gefräßigen Raupen in der Regel gut: „Die werden zwar kahl gefressen, aber mit dem Johannistrieb wachsen nach wenigen Wochen neue Blätter nach. Das hat die Natur so eingerichtet“, erklärt Götze.
Der Eichen-Prozessionsspinner ist nicht zu verwechseln mit der zur Zeit auch in Ratingen auftretenden Gespinstmotte. Diese webt Kleingehölze in ein weißes Gespinst ein. Sie ist aber vollkommen unschädlich für Mensch und Tier.