DKV-Ausbau: Weiterhin Gesprächsbedarf

Ratingens Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, Vertreter des Unternehmens und Anwohner sollen klärende Gespräche geführt haben.

Foto: Achim Blazy

Ratingen-Ost. Wie sehen die nächsten Schritte mit Blick auf das Erweiterungsgebäude von DKV Euro Service in Ratingen Ost aus? Zurzeit sollen Gespräche zwischen betroffenen Anwohnern, dem Unternehmen und Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, dem bei diesem Projekt eine Schlüsselrolle zukommt, laufen. Der Verwaltungschef soll die Kuh vom Eis bekommen, was angesichts der verhärteten Fronten nicht einfach sein wird.

Die Stadtspitze hat ein großes Problem: Sie will den durchaus massiven Erweiterungsplänen von DKV Euro Service, einem der wichtigsten Gewerbesteuerzahler Ratingens, möglichst umfassend entgegenkommen. Doch das Projekt im Stadtteil Ost ist bei Anwohnern und in den Reihen der Politik in dieser Dimension äußerst umstritten.

Es gibt ein Gutachten, das Bürger aus dem Stadtteil in Auftrag gegeben haben. Der renommierte Fachanwalt Christian Giesecke kommt in seiner „Rechtsgutacherlichen Stellungnahme“ zu dem Schluss, „dass die Erteilung einer Ausnahme für die Überschreitung der Baugrenze und die Erteilung einer Befreiung für die Festsetzung der Gebäudehöhen rechtlich nicht zulässig wären“.

Vertreter der Bürger Union

Das Vorhaben sei in der geplanten Form nicht genehmigungsfähig, da es gegen die Festsetzungen des Bebauungsplans verstoße, so der Fachanwalt für Verwaltungsrecht.

Auch die Bürger Union (BU) sieht das Projekt in seiner Größe kritisch. Man habe sich mit dem Bauvorhaben einverstanden erklärt, die Zustimmung aber von einer Vielzahl von Nachweisen und ergänzenden Informationen abhängig gemacht, die die Verwaltung abarbeiten muss.

Die BU-Fraktion bemängelt die geplante Befreiung von Festsetzungen des Bebauungsplanes, so die Höhenüberschreitung von immerhin acht Metern sowie die Baufeldverschiebung — ein Instrument, das im Baudezernat immer häufiger eingesetzt werde, so die BU. „Da nach unserem Kenntnisstand die Anwohner beabsichtigen, gegen die Erteilung der Baugenehmigung klagend vorzugehen, sollte im Vorfeld versucht werden, einen Rechtsstreit zu vermeiden“, betonen Angela Diehl und Robert Ellenbeck in einer gemeinsamen Stellungnahme der BU-Fraktion. Auch die Grünen sehen das Projekt sehr kritisch.

Im Streit um den geplanten Erweiterungsbau hatten Anwohner, Unternehmensleitung und Architekten schon ihre Standpunkte ausgetauscht. Die Architekten machten geltend, dass die Baumasse insgesamt eingehalten würde. Die Anwohner des dahinter liegenden Wohnviertels entlang der Hugo-Schlimm-Straße hingegen fürchten zusätzlichen Verkehrslärm und kritisieren einen langen Gebäudeschatten auf ihren Terrassen sowie das Zubauen einer Frischluftschneise.

Wolfgang Backmerhoff, Sprecher der Anwohner, überreichte der Unternehmensleitung eine Petition mit rund 160 Unterschriften, in der die strikte Einhaltung des geltenden Bebauungsplans gefordert wird.

Mobilitätsdienstleistungen wie Tankkarten, europaweit funktionierende Mautbezahlcomputer und Serviceleistungen für Speditionen boomen: Deshalb will die DKV rasch die bestehenden 500 um 100 neue Arbeitsplätze aufstocken. Die betroffenen Wohn-Eigentümer sprechen von einer Verdopplung der bisherigen Unternehmenszentrale. Und erinnern sich daran, dass sie aus ihrer Sicht schon einmal von der DKV Euro Service, der Ratinger Verwaltung und Stadtpolitikern über den Tisch gezogen wurden. Beim Bau der Firmenzentrale in den Jahren 2009 und 2010 hatte das Gebäude plötzlich eine Etage mehr als im Bebauungsplan vorgesehen.