Drei Millionen Euro für den Ostbahnhof

Die Bürger Union fordert Auswahlkommission anstelle einer erneuten Vermarktungsphase für die städtische Immobilie.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Für den Bahnhof Ost gibt es nun offenbar gleich zwei Bewerber. Um die Vergabe zu beschleunigen, fordert die Bürger Union (BU) anstelle einer nochmaligen langwierigen Vermarktungsphase eine Auswahlkommission. Rainer Vogt, BU-Fraktionschef, verlangt ein nichtöffentliches Auswahlverfahren vor einer Kommission, bestehend aus Mitgliedern des Rates jeder Fraktion und der Verwaltung, durchzuführen mit dem Ziel, dem Rat einen geeigneten Bewerber vorzuschlagen.

Vogt: „In der Vorlage 304/2017 zum Ostbahnhof Ratingen, welche ihren Ursprung im vergangenen Jahr hat, wird im Beschlussvorschlag unter Ziffer 1. der Auftrag an die Verwaltung formuliert, Gespräche mit potenziellen Bewerbern aufzunehmen mit dem Ziel, die Vermarktung des Objektes Ostbahnhof voran zu bringen. Tatsächlich sind jedoch schon zwei konkrete Anfragen zur Objektnutzung an die Verwaltung und die Politik herangetragen worden. Diese erscheinen unserer Fraktion als tragfähige und interessante Optionen einer langfristig angelegten und bürgerfreundlichen Nutzung.“

Vogt drückt aufs Tempo: „Insofern halten wir, auch angesichts der unbestreitbaren Tatsache, dass die sich im städtischen Besitz befindliche Immobilie seit nunmehr über zehn Jahren quasi ungenutzt vor sich hingammelt, eine weitere Vermarktungsphase für nicht geboten und auch nicht zielführend, da weiter verzögernd. Stattdessen treten wir dafür ein, dass Verwaltung und Rat sich nun schnellstmöglich auf die Nachnutzung des Gebäudes verständigen, damit die Sanierung ohne weitere Verzögerung begonnen werden kann.“

Mitteilung der Stadt im Januar

Die Ratinger Grünen hatten im September die Stadt aufgefordert, ein eigenes sozio-kulturelles Konzept für den Ostbahnhof zu entwickeln. Die Stadt hat das Gebäude schon 2004 von der Deutschen Bahn gekauft. Seitdem bemühe sich die Verwaltung „ohne sichtbare Begeisterung“ (so die Grünen) vergeblich um Investoren für die kommerzielle Nutzung des Gebäudes. Die grüne Fraktion sieht die Stadt in der Pflicht, ihre Immobilie selbst in Stand zu setzen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln.

Seit 2016 hat sich das Amt für Gebäudemanagement vergeblich bemüht, das Objekt an den richtigen Mann zu bringen. Auch auf der Messe Expo Real in München wurde das Objekt wie sauer Bier angeboten: „Bisher konnten keine nachhaltig interessierten Nutzer gefunden werden“, hieß es noch im Januar in der Vorlage der Stadt. Daher soll sich ein externer Immobilienberater auf die Suche begeben. Allein dafür will man 30 000 Euro ausgeben. Erstmals hat sich die Stadt außerdem dazu durchgerungen, das Gebäude zunächst „an Dach und Fach“ zu sanieren.

Das ist nicht alles: Insgesamt ist die Verwaltung bereit, insgesamt drei Millionen Euro für den schlüsselfertigen Endausbau zu investieren. Vielleicht hat das auch den Ausschlag gegeben, dass sich endlich Interessenten gemeldet haben. Eine Grundsanierung an Fassade, Dach, Böden und Wänden für etwa 400 000 Euro sei nötig, um überhaupt Interessenten anzusprechen, hatte die Verwaltung kombiniert.

Die weitergehenden Arbeiten bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe sollen mit dem potenziellen Mieter oder Pächter angesprochen werden: Dafür seien noch einmal 240 000 Euro nötig. Die Stadt beruft sich bei den Zahlen und Erwartungen auf eine Nutzungsanalyse des Fachbüros Ulrich-Hartung. Sie wird in der Vorlage zitiert, ist aber nicht-öffentlich.

Für Gerold Fahr, Fraktions-Vize der CDU, steht fest, dass das Gebäude weiterhin öffentlich genutzt werden müsse. Mit Blick auf die vielen Unternehmen in Ost könnte er sich eine gastronomische Nutzung plus kulturelle Angebote gut vorstellen. Das empfiehlt auch die Nutzungsanalyse — und zwar mit einer Beherbergungsoption für die sonst nicht nutzbare erste Etage sowie einer Außengastronomie auf dem Gelände der heutigen Radabstellanlage. Letztere soll auf die andere Seite wandern.

Dieses Konzept sei, so die Stadt, „die erfolgversprechendste und attraktivste Variante“, die auch in der Bevölkerung die größte Akzeptanz erreichen dürfte. Ein zehnjähriger Mietvertrag soll für Kontinuität sorgen. Zusätzlich sollen zehn Tage im Jahr für kulturelle Veranstaltungen gratis zur Verfügung gestellt werden. „Eine Art sozi-kulturelles Zentrum hat an dieser Stelle keine Chance“, sagte Fahr. Das Objekt müsse sich auch rechnen. Er könnte sich dort mit Blick auf die Unternehmen ringsum ein „mittelpreisiges Gastronomie-Angebot“ vorstellen.