Ein Ratinger sorgt für den Wow-Effekt
Michael Stranz ist staatlich geprüfter Pyrotechniker. Seine Feuerwerke kosten mehrere tausend Euro. An Silvester arbeitet er natürlich.
Ratingen. Bei Marcel Filz (37) und Michael Stranz (33) geht es nicht darum, die lautesten Böller und die am höchsten aufsteigenden Raketen zu haben. Die beiden staatlich geprüften Pyrotechniker sind Ästheten: Sie lieben ruhige, ausgetüftelte Leuchtfeuerwerke. „Vulkane, Wasserfälle, Fontänen — solche Sachen“, sagt Michael Stranz, im Hauptberuf Sicherheitstechniker und aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr Ratingen: „Wir haben oft die gleichen Ideen und ähnliche Bilder davon im Kopf, wie unsere Feuerwerke aussehen sollen. Das ist wie bei Brüdern.“ Daher einigten sich die beiden schnell auf den Namen „Pyro-Brothers“, als sie ihre Firma vor zwei Jahren anmeldeten.
Stranz und Filz schwärmen beide seit vielen Jahren für Feuerwerke. Bis sie ihre Lehrgänge absolviert hatten, ihre staatliche Prüfung, ihre Befähigungs- und Erlaubnisscheine in der Tasche hatten, dauerte es allerdings. „Man muss viel Theorie und Gesetzestexte lernen“, sagt Marcel Filz. Inzwischen haben sie ein Lager in einem Bunker in Dülmen und einen Vorbereitungsraum in Heiligenhaus. Es muss alles seine Ordnung haben, die Sicherheitsbestimmungen sind hoch. „Mich hat immer schon interessiert, wie man Feuerwerke sicher abbrennen kann“, sagt der Ratinger Stranz.
Den Himmel bei besonderen Anlässen bunt zu erleuchten — das erfordert viel Arbeit. „Im Schnitt sind wir acht bis neun Stunden mit den Vorbereitungen zugange“, sagt Filz: „Hinzu kommen bis zu vier Stunden für den Aufbau. Und dann kommen noch Aufräumen und Reinigung hinzu. Das eigentliche Feuerwerk dauert maximal 15 Minuten.“ Ihr günstigstes Feuerwerk kostet 449 Euro, größere für Schützenfeste oder Großveranstaltungen fangen bei 2000 Euro an.
Wichtig ist den beiden, den Geschmack der Kunden zu treffen. Deshalb gibt es immer ein Gespräch und eine Besichtigung des Ortes. Steht fest, was der Kunde will, machen sich die Experten an die Arbeit. „Das Material bestellen wir direkt bei den Herstellern“, erzählt Stranz. Und die sitzen zu 95 Prozent in China. Gute Feuerwerksqualität findet man auch in Spanien, Italien und in der Schweiz. Bei den Eidgenossen gebe insbesondere tolle Vulkan-Effekte.
Bei den Freunden und Geschäftspartnern gibt es fast nichts, was sie nicht möglich machen. „In diesem Jahr hatten wir viele Abiturfeiern“, sagt Filz, der in Rheinberg lebt: „Wir haben mindestens achtmal ,Abi 2016’ in die Luft geschrieben.“
Eine Besonderheit war ein Heiratsantrag, bei dem der Mann seine Zukünftige damit überraschte, dass die Initialen und zwei Ringe am Himmel zu lesen waren. „Sie hat natürlich ,Ja’ gesagt“, betont Filz und schmunzelt. Stranz lässt es morgen übrigens in Ratingen wieder bei einer Hochzeit krachen.
Otto Normalverbraucher kann sich ab heute mit Knallern, Raketen und Böllern eindecken. Die Pyro-Brothers empfehlen, nur Ware zu kaufen, die das Prüfkennzeichen CE und die Kennziffer 0589 tragen oder eine BAM-Nummer (BAM = Bundesanstalt für Materialprüfung). „Hände weg von Polen-Böllern oder dubiosen Feuerwerkskörpern aus dem Internet“, warnen sie: „Was bei uns in Geschäften angeboten wird, kann man in aller Regel bedenkenlos kaufen.“
Filz und Stranz selbst haben an Silvester wie alle Pyrotechniker ein volles Programm: Filz zündet ein Feuerwerk in der Landeshauptstadt Düsseldorf, Stranz eines in seiner Stadt, also Ratingen. „Wir sind Silvester nie mit der Familie zusammen“, erzählen sie: „Aber wenn die Leute nach einem Feuerwerk applaudieren, entschädigt das für alles.“