Eine Pfarrerin mit ganz viel Herz
Susanne Hasselhof hat viel von der Welt gesehen. Doch ihre Heimat bleibt Ratingen.
Ratingen. Liebe Schwestern im Herrn — Mutter Kirche tut sich bei den Katholiken bekanntlich sehr schwer mit der Position der Frau. Aber ganz einfach war es in der evangelischen Kirche keinesfalls. Wenn aktuell auch nur mit einer Ausnahme in den Groß-Ratinger Gemeinden, so sind Frauen im Talar doch inzwischen auf evangelischen Kanzeln sozusagen zu Hause. Die Ausnahmefrau ist Pfarrerin Susanne Hasselhoff, segensreich tätig in Lintorf und Umgebung, seit 2012 dort im Kirchendienst und nebenbei noch Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Söhnen.
Mitte 30 ist sie und, wie so viele Ratinger, nach hochinteressanten Studien- und Reise-Jahren wieder in die Dumeklemmerstadt zurückgekommen. Aber das war nicht das Ergebnis flehender Gebete — das war einfach so. Der Weg vom Einser-Bereich im Abitur in die evangelische Theologie war nicht so direkt, wie man es vermuten mag — Susanne Streckmann, wie sie damals noch hieß, sah zunächst ihr berufliches Heil in den Möglichkeiten der Kommunikationswissenschaften und in Germanistik.
Das blieb nicht ihr Ziel, bescherte allerdings Fertigkeiten, die auch heute noch überaus dienlich sind. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes tat Gutes für ihr Studium, die evangelische Kirche investierte unter anderem in ein Moderationstraining, die Universität Padua steuerte Kirchengeschichte, Philosophie und katholische Theologie, andere Unis evangelische Theologie bei — im März vor elf Jahren war ihr erstes theologisches Examen geschafft; nach vier Jahren Vikariat das zweite ebenso. Das erste Kind auch. Mit der Stelle als Pfarrerin im Probedienst in Mülheim-Ruhr kam dann 2010 der zweite Sohn. Bei den biblischen Erst-Namen Natanael und Eleasar vermieden die Eltern dann doch den Sprung über ihren theologischen Schatten.
Die Frau im Talar häufte eine Menge an Auslandserfahrungen an: England, Italien, Türkei, Israel waren ihre Stationen und Quellen für vielfältige Sprachkenntnisse. Praktika in ganz unterschiedlichen Bereichen öffneten den Blick fürs tägliche Leben, Lehraufträge festigten die erlernten Studien und gaben Wissen weiter. Und die Vorfreude aufs Luther-Jubiläum im nächsten Jahr lässt ihr Herz lachen.
Susanne Hasselhoff übt ihren Beruf mit Herz und Verstand aus und findet dazu noch ganz treffliche Erklärungen: „Es ist wunderbar, dass wir uns als Gemeinde mit einem Gott positionieren können, der der Gott der Freiheit ist. Und dass wir hier gemeinsam Christen sind und etwas zu sagen haben“. Sie sagt es froh. Ihr sind aber auch die diversen Umbauprozesse in ihrer Kirche gegenwärtig. Hasselhoff schreibt im Glauben über den Glauben, steht mit anderen Müttern beim Abholen der Kinder so da, wie Mütter beim Abholen so stehen und sich austauschen. Sie hat einen Job mit eher ungeregelten Dienstzeiten, ist gegenwärtig allein erziehend, weil ihr theologischer Ehemann in Barcelona forscht. Und sie wird sich alsbald um einen Spielplatz kümmern, der für die Kinder der Flüchtlinge Am Sondert gebaut werden soll.