Feste sorgen für Zwist im Dorf

Das Dorffest des Bürgervereins Tiefenbroich und ein privates Straßenfest finden zeitgleich statt. Querelen begannen vor zwei Jahren.

Tiefenbroich. Hier kennt man sich noch, hier steht man zusammen — von diesem Motto sind die Tiefenbroicher überzeugt. Und darauf sind die Menschen in dem kleinen Stadtteil auch stolz. Doch jetzt herrscht dicke Luft in Tiefenbroich. Der Grund: Zeitgleich mit dem seit langem geplanten und nur alle zwei Jahre durchgeführten Dorffest des Bürgervereins Tiefenbroich (BV) findet am Wochenende am Biermannskothen/Ecke Alter Kirchweg ein „großes Straßenfest“ statt — ebenfalls mit Programm und Bewirtung. Das sorgt im Dorf nicht nur für Kopfschütteln, sondern auch für manche Aggression. Zumal es kein Zufall ist, dass beide Feste zur gleichen Zeit stattfinden.

Der Knatsch, der hier offen zutage tritt, hat seine Wurzeln beim vergangenen Dorffest vor zwei Jahren. Damals gab es schon eine mehr oder weniger spontane Zweitveranstaltung, die mit dem Bürgerverein weder abgesprochen noch koordiniert war. Im Gegenteil: Als dort bis spät in die Nacht weitergefeiert wurde und mehrfach die Polizei wegen Ruhestörung anrücken musste, bekam der Bürgerverein anschließend Prügel ab, obwohl er nichts damit zu schaffen hatte.

Als sich abgezeichnet hatte, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Parallelveranstaltung auf dem Alten Kirchweg geben würde, wollte der Bürgerverein das Dorffest in den September verschieben. Doch dann feiert die heimische Feuerwehr ihr 100-Jähriges. Vorsitzende Ilse Abel: „Bevor wir es ganz ausfallen lassen, feiern wir eben doch an diesem Wochenende.“ Allerdings zieht der Bürgerverein kurzentschlossen zum Sackerhof um. Die BV-Vorsitzende kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die anderen Feste absichtlich auf den gleichen Zeitpunkt gelegt wurden.

Ursprünglich hatte ein bekannter Handwerker geplant, während des Dorffestes seinen runden Geburtstag auf dem Platz vor der Sparkasse zu feiern. Seine große Gästeschar sollte natürlich gratis bewirtet werden, was aber zu Konflikten mit den umstehenden Getränke- und Grillständen des Bürgervereins geführt hätte. Zudem wollte der Wirt der Gaststätte „An de Eck“ ein Straßenfest auf der Ecke Alter Kirchweg/Biermannskothen durchführen. Da man sich nicht einigen konnte, gab der Bürgerverein nach und verlegte das Dorffest auf den Sackerhof.

„Ja, das klingt wie eine Gegenveranstaltung“, sagt Heinz Hannapel, der im Auftrag der Gastwirte-Familie die Werbetrommel für das Straßenfest auf dem Biermannskothen rührt. Bei einer Umfrage unter den Anwohnern hätten sich viele für das Straßenfest ausgesprochen. Er sei aber unglücklich über den Zwist, der durch diese Feste jetzt im Dorf entstanden sei.

Zumal der Sackerhof wegen der Bauarbeiten auf der Sohlstättenstraße momentan schwer erreichbar sei. Für Ilse Abel steht nach all dem fest: „Wenn die Leute nicht kommen, dann war’s das künftig mit dem Dorffest.“ Das Ordnungsamt hat inzwischen beide Feste genehmigt — mit Auflagen: Auf der Straße gilt ab 22 Uhr „Nachtruhe“, auf dem Sackerhof darf bis 23 Uhr die Oldie-Band spielen.