Feuerwehr Tiefenbroich: 100 Jahre im Löscheinsatz
1911 gründete sich die Feuerwehr Tiefenbroich. Der runde Geburtstag wurde groß gefeiert.
Tiefenbroich. 1030 Mark — so viel kostete die Feuerspritze, die vor 100 Jahren den Brandschutz in Tiefenbroich gewährleisten sollte.
Der damalige Kreisbrandmeister hatte bemängelt, dass es im „Dorf“ weder eine freiwillige noch eine Pflichtfeuerwehr gab. Die nächsten Wehren waren für die damalige Zeit zu weit entfernt, um bei einem Brand rechtzeitig vor Ort zu sein.
Im September vor 100 Jahren setzten sich deshalb 22 wackere Männer im Haus Schürmann (heute Hotel Jägerhof) zusammen und gründeten den „Löschzug Tiefenbroich“ der Gemeinde Eckamp.
Außer der Spritze war kaum Material vorhanden, Ausrüstung und Uniformen wurden erst 1912 beschafft, auch das Gerätehaus wurde erst dann gebaut. Seine Fundamente sind noch heute zu sehen: Sie liegen unter dem Sandkasten des katholischen Kindergartens.
Einen großen Schritt nach vorn machte die Wehr 1926, als die erste handgezogene Motorspritze angeschafft wurde. Nach dem Krieg wuchsen nicht nur Ortsteil Tiefenbroich, sondern auch die Anforderungen an den Löschzug. Die Alliierten wiesen ihm das erste eigene Fahrzeug zu: ein gebrauchtes Löschfahrzeug.
Als Mitte der 60er-Jahre Ratingen West als neuer Stadtteil mit fast 25 000 Einwohnern geplant wurde, sollte neben der Hauptwache auch die Tiefenbroicher Wehr für den Brandschutz zuständig sein. Ein neues Gerätehaus bot 1968 dann drei Löschfahrzeugen Platz. Zuletzt wurde 1995 angebaut, um aktuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Bei allem Wandel ist eines gleich geblieben: „Was uns vor allem prägt, ist der Zusammenhalt“, sagt Klaus Bergmann. Der Zugführer ist seit 28 Jahren beim Löschzug Tiefenbroich dabei. „Man hat nicht nur eine gemeinsame Aufgabe — wir halten auch wirklich zusammen.“
Bergmann hat den technischen Fortschritt hautnah miterlebt: „Die ersten Einsatzfahrzeuge hatten noch keinen Wassertank. Da mussten immer erst Schläuche verlegt werden. Heute können wir sofort loslegen.“ Auch die Ausrüstung ist besser und vor allem leichter geworden: „Früher sind wir mit 16 Kilo auf dem Rücken im Einsatz gewesen, heute sind es neun.“
Dass die Tiefenbroicher stolz sind auf ihre Wehr, zeigte sich am Wochenende, als das Jubiläum gemeinsam gefeiert wurde. Man kennt und schätzt sich: „Auf die ist absolut Verlass“, sagte Margarete Waschke (76), die in der Nähe der Wache wohnt. „Es ist beruhigend zu wissen: Wenn was ist, dann sind die ruckzuck da.“
So wie 2003 bei dem Hausbrand an der Sohlstättenstraße. Ein Mitglied der Wehr war gerade mit dem Roller auf dem Heimweg, als er dachte, auf einem vorbeifahrenden Bus eine Werbung mit Flammen zu sehen — doch es war kein Reklameplakat, durch die Scheiben sah er auf das Untergeschoss eines Hauses, das tatsächlich in Flammen stand.
Schnell waren die Kollegen vor Ort. Bergmann: „Es waren drei Kinder im Obergeschoss eingeschlossen; und zwei Personen im Dachgeschoss. Da hat man schon einen Kloß in der Kehle, wenn man sieht, wie Kinder die rußverschmierte Scheibe sauber machen und verzweifelt winken. Aber alles hat perfekt funktioniert. Die Leute sind gerettet worden.“