Flieger lässt Rollstuhlfahrer zurück
Der gehbehinderte Hans S. aus Ratingen erlebte einen Alptraum: Eine Air-Berlin-Maschine hob ohne ihn an.
Ratingen/Düsseldorf. Hans S., der mit vollständigem Namen nicht genannt werden möchte, kann diese Geschichte auch viele Wochen nach dem Ereignis noch nicht so recht fassen. Mittlerweile gibt es zwei Schreiben, die auf die Geschehnisse am Düsseldorfer Flughafen eingehen.
Was war an diesem Samstag, 28. Mai, genau passiert? Der Ratinger wollte zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar mit Air Berlin nach Mallorca fliegen. S. weilt häufiger auf der Balearen-Insel, auch diesmal war die Vorfreude groß.
HansS., Passagier
„Da ich und zwei weitere Passagiere auf einen Rollstuhl-Service angewiesen sind, wurden wir nach dem Gate-Check-in mit dem Hubwagen zur Außenposition des Flugzeugs gebracht“, erzählte der gehbehinderte Ratinger. „Als wir ankamen, setzte sich das Flugzeug zum Start in Bewegung, mit dem Gepäck von vier Passagieren, die nicht an Bord waren.“ Freunde saßen bereits in der Maschine. Sie berichteten später, dass die Chef-Flugbegleiterin „Boarding completed“ gesagt habe. Sie hätten die Stewardess sofort darüber informiert, dass vier Personen fehlten. Die Freunde erzählten später, dass die Flugbegleiterin die Info ohne erkennbare Reaktion zur Kenntnis genommen und erklärt habe, dass man einen Slot habe und jetzt starten werde. „Wir wurden wieder in die Abflughalle gebracht, wo man uns am Air-Berlin-Schalter großzügigerweise mit einer Flasche Wasser und einer Tüte Chips versorgte und uns auf den nächsten Flug buchte, der drei Stunden später startete“, berichtete der Ratinger. Das in der ersten Maschine verstaute Gepäck konnte er später im Flughafen von Palma de Mallorca abholen. Freunde des Ratingers berichteten, dass andere Passagiere an Bord der ersten Maschine beunruhigt gewesen seien — auch wegen des Gepäcks ohne Passagiere. Air Berlin antwortete in einem Schreiben an S., dass man die Anmerkungen des Ratingers aufmerksam zur Kenntnis genommen habe und an einer Serviceoptimierung arbeiten werde. Das Beschwerdemanagement des Flughafens ging unterdessen auf die Vorgänge sehr konkret ein: Wegen ungünstiger Wetterbedingungen und Streiks an anderen europäischen Flughäfen sei es auch beim Rollstuhlservice zu Planabweichungen gekommen. Dies hatte zur Folge, dass Rollstuhlgäste erst im Anschluss an alle anderen Fluggäste an Bord gebracht werden sollten. Normalerweise sei dies umgekehrt der Fall. „Als der Hubwagen ankam, waren die Türen bereits geschlossen und das Flugzeug bereits im Rollvorgang“, heißt es in einem Schreiben. Man bedauere sehr, dass die Flugreise nach Mallorca „keinen schönen Start hatte“. Und man wünsche für die nächste Flugreise alles Gute. S. wollte sich auch ans Luftfahrtbundesamt wenden. Er betonte: „Das Kabinenpersonal wusste per Funkverbindung, dass der Hubwagen auf dem Weg war.“