Flüchtlinge müssen weiter in verwahrloster Unterkunft leben
Die Verwaltung will auf die Unterkunft an der Mettmanner Straße vorerst nicht verzichten.
Ratingen. Gestern abend im Sozialausschuss: Manche hatten es geahnt, andere bereits gewusst. Nun kam die Nachricht noch einmal von offizieller Seite: Die Verwaltung will vorerst auf die völlig marode Flüchtlingsunterkunft an der Mettmanner Straße nicht verzichten.
Klaus Pakusch, der Chef des Sozialamtes, betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass man zurzeit gar keine andere Wahl habe. Die Stadt suche dringend nach weiteren Objekten, in denen Asylbewerber unterkommen könnten. Es sei nicht möglich, das Flüchtlingsheim sofort zu schließen und die 60 Asylbewerber auf andere Standorte zu verteilen.
Wie hoch der Druck auf die Verwaltung mittlerweile ist, lässt sich auch daran erkennen, dass man verwaltungsintern eine Zeltstadt in Ratingen nicht mehr ausschließt. Es gebe voll isolierte, winterfähige Zelte, befand Pakusch. „Unser Ziel muss es aber sein, den Menschen ein festes Dach über dem Kopf anzubieten.“
Dass die Unterkunft an der Mettmanner Straße langfristig keine Zukunft hat, ist Pakusch klar. Im Übrigen gibt es dazu bereits einen politischen Beschluss, das Heim aufgrund gravierender baulicher und hygienischer Mängel aufzugeben. Die CDU-Fraktion hatte bei einer ersten Begehung im Frühjahr eklatante Mängel festgestellt und die Diskussion ins Rollen gebracht. Debatten über marode Unterkünfte sind allerdings nicht neu: Man denke nur an die damaligen heruntergekommenen Räumlichkeiten auf der Straße Am Gratenpoet in Tiefenbroich. Es gab einen zähen Kampf um die Sanierung. Letztlich wurden Container für diesen Container angeschafft — ebenfalls nach schwieriger Diskussion.
Pakusch kündigte an, dass man die Bäder im Gebäude an der Mettmanner Straße sanieren werde — und dies so schnell wie möglich. Bilder, von der Fraktion der Grünen bei einem Besuch im August angefertigt, dokumentieren zum Teil skandalöse Zustände. Verrostete Spinde, die auf Fotos gezeigt worden seien, gehörten aber gar nicht zum offiziellen Inventar der Unterkunft, betonte Pakusch. Die Fraktion der Grünen betonte: „Die Zustände, in denen diese Menschen leben müssen, haben uns schockiert und betroffen gemacht. Wir hätten nicht gedacht, dass uns anvertraute Menschen in unserer Stadt eine solche Unterkunft zugewiesen bekommen.“
Pakusch betonte: „Wir werden die Unterkunft an der Mettmanner Straße so schnell wie möglich schließen, aber zurzeit können wir auf diesen Standort einfach nicht verzichten.“ In diesem Jahr seien bereits 650 Flüchtlinge nach Ratingen gekommen, „ich schließe nicht aus, dass wir am Ende des Jahres mehr als 1000 Flüchtlinge haben werden“. Der sehr sprunghafte Anstieg der Zahlen sei das Problem.