Gastspiel des Kom(m)ödchen: Kabarett deckt Klischees auf
Das Ensemble des Kom(m)ödchens gastierte im Stadttheater.
Ratingen. Es gibt Pflichttermine im Veranstaltungskalender der Stadt. Wer etwas auf sich hält, der muss da hin. Wie beim Gastspiel des Kom(m)ödchen-Ensembles, das Anfang Januar im Stadttheater gastiert. So war es auch diesmal mit dem Stück „Deutschland gucken“.
Gesichtet wurden im Publikum unter anderem Bürgermeister Klaus Pesch mit seiner Partnerin Brigitta Brakmann sowie Stadtwerkechef Friedrich Schnadt mit Ehefrau. Und sie hatten ebenso wie alle anderen einfach nur Spaß, erlebten zündende Pointen, bekamen aber gleichzeitig auch — wie sollte es im Kabarett anders sein — den gesellschaftskritischen Spiegel vorgehalten.
Die Fragen des Abends schweben über allem: Was ist eigentlich deutsch? Und was wäre, wenn wir alle ein bisschen mehr Deutschland wären? Oder Hilfe, ist das schon fast verbotener Patriotismus? Drei Herren im besten Fußballfan-Alter schauen sich ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft im Fernsehen an — jetzt nicht unbedingt der Stoff, aus dem ganze Kabarettstücke entstehen.
Aber es geht, denn die Autoren um Christian Ehring, aufgrund seiner TV-Engagements in diesem Jahr nicht auf der Bühne, schaffen etwas Faszinierendes: eine Bestandsaufnahme dessen, was eigentlich deutsch ist. Und die gerät schon mal schonungslos: „Die Bundesregierung hat bisher 2,7 Millionen Euro für die Bekämpfung von Ebola ausgegeben, aber 40 Milliarden für die Rettung der Banken.“ Danke, möchte man rufen, das sind genau diese Pointen, die man von den Düsseldorfern erwartet.
Neben dem Buch, das von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen kann, lebt dieses Kabarett-Stück von den grandiosen Darstellern. Allen voran Heiko Seidel, der den reichen Erben Bodo mit einer Inbrunst spielt, die ebenbürtig ist mit seiner legendären Rolle als TV-Moderator Sammy Böhme.
Alleine Seidel auf der Bühne zu erleben, rechtfertigt schon einen über zwei Stunden langen Kabarettbesuch. Doch auch der Rest des Ensembles mit Maike Kühl, Daniel Graf und Martin Maier-Bode, der „Deutschland gucken“ mit geschrieben hat, unterhält prächtig.
Am Ende bleibt die Frage, die auch diesmal nicht beantwortet werden kann: Was ist es denn eben jetzt, das typisch Deutsche?