Allerheiligen Alte Grabsteine erzählen Geschichten

Ratingen · Zu Allerheiligen werden die Gräber auf den Friedhöfen stark besucht. Dabei künden die Namen auf den Grabsteinen von den Schicksalen der Menschen. Und auch der ein oder andere Stein hat eine abenteuerliche Reise hinter sich.

Gastwirt Otto Karrenberg starb bei einem spektakulären Unfall. Auch rund um andere alte Grabsteine ranken sich Geschichten.

Foto: Monika von Kürten

Allerheiligen ist ein hoher Feiertag im Kirchenjahr, ein Gedenktag, an dem die Katholiken ihrer heiliggesprochenen Frauen und Männer gedenken und auch jener Menschen, die ihren Glauben eher unspektakulär und still gelebt haben. Es wird aber auch an die eigenen Familienangehörigen, Freunde und Bekannten gedacht.

Der wohl bekannteste Brauch zu Allerheiligen ist die Gräbersegnung und der damit verbundene Besuch auf dem Friedhof. Besucher, die zwischen den einzelnen Reihen umherschlendern, wären erstaunt, wenn die Grabsteine reden und von ihren Schicksalen und denen der Menschen, die hier bestattet wurden, erzählen könnten, wie die nachfolgend beschriebenen drei Grabsteine auf dem alten Friedhof an der Duisburger Straße in Lintorf.

Einer würde vielleicht von Gastwirt Otto Karrenberg (1877-1909) und seinem tragischen Unfalltod berichten. Der Wirt der ehemaligen Gaststätte „Zur Post“ war nach einem arbeitsreichen Tag auf der Toilette seiner Gaststätte in der Nähe des Lintorfer Bahnhofs eingeschlafen. Unglücklicherweise hatte er dabei die mitgebrachte Petroleumlampe umgestoßen, die dann das „Stille Örtchen“ in Brand setzte. Karrenberg erlitt dabei schwerste Verbrennungen, denen er kurz darauf im Krankenhaus erlag.

Der Grabstein von Pfarrer Bernhard Schmitz war jahrelang verschollen. 

Foto: Monika von Kürten

Ein anderer könnte eventuell das Rätsel lösen, warum die Grabplatte des ersten Lintorfer Heimathistorikers Pfarrer Bernhard Schmitz (1830-1902) bei der Umwandlung des alten Friedhofs in eine Parkanlage spurlos verschwunden war, obwohl sie als denkmalwürdig eingestuft wurde und erhalten werden sollte.

Alte Grabplatte auf einer Müllhalde wiederentdeckt

Erst 1995 wurde sie zufällig auf einer Breitscheider Müllhalde entdeckt. Wilhelm Schwarz wusste als eifriger Leser der Heimatzeitschrift „Die Quecke“ (herausgegeben vom Verein Lintorfer Heimatfreunde), welchen wertvollen Fund er gemacht hatte. Er stellte die Platte erst einmal in seiner Scheune sicher und informierte den Heimatverein, der veranlasste, dass die Platte wieder aufgestellt wurde. Auch die Grabsteine der Kriegsgräberstätten der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten und die der Zivilbevölkerung, die unter anderem während der Luftangriffe auf Lintorf starben, hätten einiges zu erzählen. Der Gedenkstein der Familie Frohnhoff würde die Geschichte des siebenjährigen Hubert preisgeben, dessen Eltern und Geschwister beim ersten Bombenangriff der englischen Luftwaffe auf Lintorf im Mai 1940 ums Leben kamen, während er durch den Luftdruck mit der Matratze aus dem Fenster in den Garten geschleudert wurde und wie durch ein Wunder nur mit Hautabschürfungen überlebte. Historiker vermuten, dass der britische Pilot eigentlich die Anlagen der Reichsbahn zerstören wollte und seine Bomben auf einen Güterzug abwarf. Unglücklicherweise trafen sie stattdessen Huberts Elternhaus.

Diese und noch viele tragische Schicksale und Geschichten verbergen sich hinter den zahlreichen Grabstätten, nicht nur auf dem alten Lintorfer Friedhof. Und natürlich werden sie nicht nur zu Allerheiligen in Erinnerung gerufen.