Unterwegs mit dem Revierförster Förster zeigt Interessierten sein Revier

Ratingen · Revierförster Volker Steinhage nahm Interessierte mit auf einen Rundgang durch sein Revier. Der Klimawandel ist an vielen Stellen sichtbar, auch daran, dass es so gut wie keine Fichten mehr gibt.

 Volker Steinhage zeigt es anschaulich: Gerade mal eine Gießkanne voll Wasser ist im August gefallen.

Volker Steinhage zeigt es anschaulich: Gerade mal eine Gießkanne voll Wasser ist im August gefallen.

Foto: Ulrich Bangert/Bangert

Die Nachfrage nach der Waldwanderung mit Revierförster Volker Steinhage war groß. 20 Teilnehmer hatten sich auf dem Wanderparkplatz „Am Steinbrenner“ getroffen, um sich über „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ratinger Wälder“ zu informieren. Schon die sommerlichen Temperaturen sprachen da für sich. „Das hat nichts mit Herbst zu tun“, sagte Steinhage, der seit über 20 Jahren für die Wälder in Ratingen, Heiligenhaus und dem nördlichen Teil Mettmanns zuständig ist.

So konnte er die Veränderungen, die die zunehmenden Trockenjahre in den Wäldern hervorriefen, beobachten und miterleben. Obwohl der Kreis Mettmann zu den waldarmen Regionen Deutschlands gehört, ist das nördliche Kreisgebiet noch relativ waldreich. In seine Rundwanderung flocht Revierförster Volker Steinhage auch die eine oder andere Wissensfrage ein: „Hat der Kreis Mettmann mehr oder weniger als 20 Prozent Waldfläche?“ Die Meinungen gingen auseinander. „Weniger“, löste Steinhage das Rätsel.

Rund 90 Prozent seines Reviers ist Privatwald. So betreut Volker Steinhage 100 Waldbesitzer. Mittlerweile bestehen Ratingens Wälder nahezu ausschließlich aus Laubholz, davon sind 40 Prozent Buchen. „Den Borkenkäfer haben wir hinter uns“, erklärte der Revierförster, „weil so gut wie keine Fichten mehr da sind.“ Zwar habe es nie wirklich großflächige Fichtenanpflanzungen in seinem Revier gegeben, aber selbst die wenigen Flächen sind durch Borkenkäfer und Sturm von der Bildfläche verschwunden. „Dort, wo Fichten standen, ist nun nichts mehr.“

Das macht das Aufforsten nicht nur teuer, sondern auch zu einem großen Risiko. „Pro Hektar müssen 4000 bis 5000 Bäume gepflanzt werden.“ Das kostet zwischen 10 000 und 15 000 Euro. „Und dann steckt der Waldbesitzer für die nächsten 40 Jahre nur Geld rein“, weiß Steinhage, um mit dem Vorurteil des gierigen Waldbesitzers aufzuräumen. Auf einer Fläche wurden Douglasien aufgezogen, die einen wirtschaftlichen Vorteil haben. „Douglasien bringen schon nach 60, 70 Jahren einen guten Erlös“, verriet Steinhage. Außerdem kommen sie besser mit der Trockenheit zurecht und sind weniger anfällig für den Borkenkäfer. Doch so sturmresistent, wie oft behauptet werde, seien sie doch nicht. „Wir haben nach dem letzten Sturm etliche Douglasien aus dem Wald herausgezogen.“

Volker Steinhage zeigte während seiner Wanderung verschiedene Waldarten. So führte er die interessierte Gruppe auch in einen Saatgutbestand. Hier wurden Traubeneichen gepflanzt und darunter gezielt Buchen. „Die Eichen sind etwa 150 Jahre, die Buchen 140 Jahre alt“, erklärte er. Die Buchen verhindern, dass die Eichen am Stamm Äste bilden. So wird hochwertiges Eichenholz erzeugt. Doch das beginnt der Klimawandel zu gefährden, denn die Buchen vertragen die Trockenheit längst nicht so gut, wie es die Traubeneichen mit ihren Pfahlwurzeln tun. Die Eicheln dieser Eichen werden als Saatgut geerntet. „Der Bedarf an Saatgut ist groß“, so Steinhage.

Wie dramatisch der vergangene Sommer war, demonstrierte der Förster ganz anschaulich mittels einer 10-Liter-Gießkanne. „So viel Wasser fiel im August pro Quadratmeter“, verriet er. „Normalerweise müssten da sieben bis acht Gießkannen stehen.“ Deshalb haben die Buchen im August bereits die Hälfte ihres Blattwerks verloren. Beim Stopp in einem sehr jungen Wald, in dem kleine Buchen kreuz und quer durcheinander wachsen, erklärte Steinhage: „Hier wurden nach und nach die alten Buchen herausgenommen und in diesen lichten Stellen hat sich eine Buchennaturverjüngung entwickelt.“ Die Naturverjüngung sei den Förstern die liebste Art, Wald „umzubauen“, ließe sich aber im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Waldwirtschaft und Erholungspotential nicht immer realisieren.

Um in 30 Jahren überhaupt noch Waldbestände zu haben, sieht Steinhage zum einen die Regierung in der Pflicht: „Die Waldbesitzer brauchen dauerhafte Unterstützung.“ Zum anderen appellierte er an die Teilnehmer, bei lokalen Waldaufforstungen mitzuhelfen oder sich zu fragen, „wo kann ich durch persönliche Verhaltensänderung zum Erhalt der Wälder beitragen.“