Grüne: Kulturtreff im Ostbahnhof

Die Fraktion fordert eine Vermarktung der städtischen Immobilie. Die Verwaltung erklärt dazu, sie sei in Verhandlungen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Der Ostbahnhof steht — was die Vermarktung geht — weiter ohne große Perspektive da. „Außer Spesen nichts gewesen“, sagt Hermann Pöhling, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat der Stadt. Damit meint er das auf der Website der Stadt zu besichtigende Exposé zum Ostbahnhof. Dort wird das Objekt mit „investieren, betreiben, besuchen“ den Zielgruppen Freiberufler, Veranstalter, Gastronomie, Einzelhandel schmackhaft gemacht — offenbar erfolglos.

Die Ratinger Grünen fordern die Stadt deshalb auf, endlich ein eigenes sozio-kulturelles Konzept für den Ostbahnhof zu entwickeln. Die Stadt hat das Gebäude schon 2004 von der Deutschen Bahn gekauft. Seitdem bemüht sich die Verwaltung „ohne sichtbare Begeisterung“ (so die Grünen) und vor allem vergeblich um Investoren für die kommerzielle Nutzung des Gebäudes. Die grüne Fraktion sieht nicht erst jetzt die Stadt in der Pflicht, ihre Immobilie selbst in Stand zu setzen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln.

„Wir verweisen auf die Erfahrungen anderer Kommunen, in denen dies erfolgreich umgesetzt werden konnte. Der Ostbahnhof ist mittlerweile ein Schandfleck und kontrastiert sehr unvorteilhaft mit der modernen und glänzende Kulisse der Bürobauten, aus deren Fenstern man auch noch auf das schmutzige und verrottende Eigentum der Stadt Ratingen hinab sieht,“ sagt Christian Otto, Sprecher für Stadtentwicklung im Rat der Stadt. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.

Mareike Wingerath, Vorsitzende der Ratinger Grünen

Viele Bürger seien es leid, dass der Ostbahnhof mehr und mehr verkommt und die Stadt scheinbar tatenlos zusieht. Nachdem die offenbar nur halbherzig betriebene Suche nach einem Retter zu keinem Ergebnis geführt hat, soll die Verwaltung beauftragt werden, selbst ein Konzept zur Sanierung und Nutzung des denkmalgeschützten Ostbahnhofs zu entwickeln. Die Grünen sehen die Nutzung als „Kulturbahnhof“ als ein mögliches Projekt, diversen kulturellen oder gesellschaftspolitischen Organisationen und Aktionen Raum zu bieten. Nicht zuletzt wäre ein solcher Kulturbahnhof eine verkehrsgünstig gut gelegene Versammlungs- und Veranstaltungsstätte für Kreative.

Verschiedene Gruppen zeigten bereits Interesse an einer Nutzung und sollten nach Möglichkeit einbezogen werden. „In NRW gibt es zahlreiche Kultur-Bahnhöfe mit Gastronomie, Veranstaltungsräumen und kleinen Werkstätten“, sagt Mareike Wingerath, sachkundige Bürgerin und Vorsitzende der Ratinger Grünen. Christian Otto empfiehlt eine Fahrt mit der S6 nach Kettwig, dort gäbe es einen mit Ratingen nahezu baugleichen (Kultur-)Bahnhof.

Die jüngst im Bezirksausschuss Mitte präsentierten Vorstellungen eines finanzstarken Investors zur Entwicklung des sogenannten Schwarzbachquartiers sieht Christian Otto als Chance auch für den Ostbahnhof.“ Dieser städtebaulich anspruchsvolle Entwurf sollte Anstoß sein, um aus einem Schandfleck ein Schmuckstück mit Strahlkraft als Eingang und Visitenkarte Ratingens zu machen.“ André Dietze von der Wirtschaftsförderung der Stadt erklärte, dass „Gespräche mit Interessenten laufen“. Allerdings sei noch nichts spruchreif. Den Vorstoß der Grünen findet er gut. Insgesamt sieht er Chancen für den Bahnhof, wenn das neue Schwarzbachquartier kommt.